3 – 2013

et cetera Bovenbouw

Überschäumende Formen waren und sind in der Schweizer Architektur eher selten. Praktisch jeder Neubau steht in einem gebauten Kontext: überall ist jemand. Die autonome Form bleibt, mindestens im dicht besiedelten Mittelland somit eine Illusion. Ausserdem wird hierzulande seit jeher das Gemässigte kultiviert und das prahlerisch Extravagante abgelehnt. Schon etliche schlaue Köpfe sind gegen diese zutiefst egalitäre Kultur angerannt; vergebens, sie ist der kollektiven DNA einbeschrieben. Die Globalisierung prägt jedoch auch die Schweiz stark, und der Zugang zu offenen Märkten bietet neue Verführungen, von denen das kleine Land sehr profitiert. Mit der Besinnung auf das Eigene steht die Schweiz beileibe nicht allein in Europa. Unter diesen Umständen erstaunt es nicht weiter, dass sich in einer solchen gesellschaftlichen und kulturellen Stimmungslage auch die Architektur wieder an der Tradition orientiert. Rund um den Globus ist diese Sehnsucht nach dem Vertrauten zu beobachten, besonders stark scheint sie aber in Nordwest- und Mitteleuropa zu sein.

Bovenbouw: Polizeiwache Schoten (2008). Der Winkelbau fasst den Vorplatz; das weit auskragende Vordach markiert die öffentliche Nutzung.

Betörend wie verstörend

Zur eigenwilligen Architektur von Bovenbouw

Anneke Bokern

Architekturbiennalen fördern selten Neues zu Tage. Einen bleibenden Eindruck hinterliessen im letzten Jahr jedoch die Entwürfe von Dirk Somers des belgischen Architekturbüros Bovenbouw. Nach unserer Recherche in Gent (wbw 7-8-2011) ist dies ein weiterer Zeuge des kleines flämischen Architekturwunders.

Singsaal der Schulanlage in Ballwil mit Blick auf das Unterrichtsgebäude von Fiechter & Salzmann Architekten.

Ort oder Surrogat

Schulhauserweiterung in Ballwil von Fiechter & Salzmann Architekten

Thomas K. Keller, Lucas Peters (Bilder)

Im luzernischen Ballwil haben die Architekten Caroline Fiechter und René Salzmann mit der Erweiterung der Schulanlage ihr erstes grösseres Bauprojekt realisieren können. Mit welcher Sprache aber sprechen in einem Dorf, das eigentlich keines mehr ist? Nach über einem Vierteljahrhundert Schweizerischer Analogie- und Tektonikdiskussion bedarf es der Klärung.

Verwaltungszentrum in St. Gallen von Jessen Vollenweider: Die Hoffassaden sind gleichwertig zur Vorderfront gestaltet.

Transitorische Leichtigkeit

Verwaltungszentrum in St. Gallen von Jessen Vollenweider

Peter Röllin, Walter Mair (Bilder)

Solitär oder Stadt? Das kantonale Verwaltungsgebäude am Oberen Graben in St. Gallen ist das Ergebnis einer sorgfältigen städtebaulichen Lektüre durch die Basler Architekten Jessen Vollenweider und ihr Team. Vorgefundene Qualität wird ins Heute verlängert.

Mit haushohe Paneele trumpft das Wohnhaus in Zürich von Jürg Graser: Die Sandwichelemente reichen über alle Geschosse bis unter das Dach; Ansicht der Westfassade, deren Fenster Blicke in die Tiefe der Regensbergstrasse erlauben.

Arrangierte Systeme

Wohnhaus in Zürich von Jürg Graser

Andreas Buss, Ralph Feiner (Bilder)

Der Umgang mit industrialisierten Bausystemen ist heute – besonders im Wohnbau – aus dem Blickfeld der Architekten geraten. Jürg Graser führt dagegen die fast totgesagten System-Determinanten Modul, Mass und Ordnung wieder sichtbar vor Augen, indem er ein komplexes Raumgefüge mit einem rigiden, dem Industriebau entliehenen Fassadentypus in Einklang bringt

Landschaften entlang der Sprachgrenze in Belgien. Sie sind Teil der Arbeit «Lieux Communs – Gemeenplaatsen».

Kein Niemandsland, nirgends

Von Landschaften und Siedlungsformen in Belgien und der Schweiz

Pierre-Philippe Hofmann im Gespräch mit Caspar Schärer

Unterwegs zu Fuss, die Kamera im Anschlag: Der belgische Künstler Pierre-Philippe Hofmann sucht auf seinen langen Streifzügen das Repräsentative eines Landstrichs. Im Gespräch beschreibt er seine Methoden und was ihm in der Schweiz aufgefallen ist.

Originaltext Französisch

Blick aus dem Wohnraum von Oscar Niemeyers Haus in Rio de Janeiro durch die Verglasung zur Eingangsterrasse.

Die tanzenden Kurven der Casa das Canoas

Oscar Niemeyers Haus in Rio de Janeiro

Styliane Philippou

Die Casa Canoas, Niemeyers Privathaus in den Hügeln von Rio de Janeiro, bringt seine tropische Moderne auf den Punkt: Leichtigkeit, Bewegung und Öffnung charakterisieren das Glashaus unter einem gekurvten Dach. Aus Anlass seines Todes im Dezember 2012 soll dieses Meisterwerk nochmals gewürdigt werden, das europäische Architekturgrössen irritiert reagieren liess.

Originaltext Englisch

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Material

Weisses Gold. Marmor als Baumaterial 

Wettbewerb

Transparenz und Urbanität. Justizgebäude in La Chaux-de-Fonds. 1. Rang Isler Gysel Architekten, Zürich
Originaltext Französisch

Wettbewerb

«Im Wettbewerb erntet man, was man sät». Debatte um die Qualität von Wettbewerben

Umbau

Unaufgeregt neuartig. Umbau des Musée Jenisch in Vevey von Bakker und Blanc architectes

Um- und Neubau

Neu in der Altstadt. Um- und Neubau der Präparatorien und Werkstätten des Naturhistorischen Museums Basel

Nachruf

Tita Carloni (1931–2012)

bauen+rechnen

Umnutzung von Büros zu Wohnen. Wieso das nicht immer funktioniert.

bauen+rechten

Störung des Gleichgewichts

Observatorium Vallée de Joux in Le Sentier. Das Observatorium in der offenen Weidelandschaft des Waadtländer Juras.

werk-material 02.09/611

Lichtscheue Leichtgewichte

Caspar Schärer

Observatorium Vallée de Joux in Le Sentier von Magdalena Rausser + Jürg Zulauf Architekten, Bern

Sternwarte Schaffhausen von Sandri Architekten. Ansicht in Richtung Norden; das Schiebedach über der Beobachtungsplattform am rechten Gebäuderand ist geschlossen.

werk-material 02.09/610

Lichtscheue Leichtgewichte

Caspar Schärer

Sternwarte in Schaffhausen von Sandri Architekten, Schaffhausen

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