Überschäumende Formen waren und sind in der Schweizer Architektur eher selten. Praktisch jeder Neubau steht in einem gebauten Kontext: überall ist jemand. Die autonome Form bleibt, mindestens im dicht besiedelten Mittelland somit eine Illusion. Ausserdem wird hierzulande seit jeher das Gemässigte kultiviert und das prahlerisch Extravagante abgelehnt. Schon etliche schlaue Köpfe sind gegen diese zutiefst egalitäre Kultur angerannt; vergebens, sie ist der kollektiven DNA einbeschrieben. Die Globalisierung prägt jedoch auch die Schweiz stark, und der Zugang zu offenen Märkten bietet neue Verführungen, von denen das kleine Land sehr profitiert. Mit der Besinnung auf das Eigene steht die Schweiz beileibe nicht allein in Europa. Unter diesen Umständen erstaunt es nicht weiter, dass sich in einer solchen gesellschaftlichen und kulturellen Stimmungslage auch die Architektur wieder an der Tradition orientiert. Rund um den Globus ist diese Sehnsucht nach dem Vertrauten zu beobachten, besonders stark scheint sie aber in Nordwest- und Mitteleuropa zu sein.
Architekturbiennalen fördern selten Neues zu Tage. Einen bleibenden Eindruck hinterliessen im letzten Jahr jedoch die Entwürfe von Dirk Somers des belgischen Architekturbüros Bovenbouw. Nach unserer Recherche in Gent (wbw 7-8-2011) ist dies ein weiterer Zeuge des kleines flämischen Architekturwunders.
Im luzernischen Ballwil haben die Architekten Caroline Fiechter und René Salzmann mit der Erweiterung der Schulanlage ihr erstes grösseres Bauprojekt realisieren können. Mit welcher Sprache aber sprechen in einem Dorf, das eigentlich keines mehr ist? Nach über einem Vierteljahrhundert Schweizerischer Analogie- und Tektonikdiskussion bedarf es der Klärung.
Solitär oder Stadt? Das kantonale Verwaltungsgebäude am Oberen Graben in St. Gallen ist das Ergebnis einer sorgfältigen städtebaulichen Lektüre durch die Basler Architekten Jessen Vollenweider und ihr Team. Vorgefundene Qualität wird ins Heute verlängert.
Der Umgang mit industrialisierten Bausystemen ist heute – besonders im Wohnbau – aus dem Blickfeld der Architekten geraten. Jürg Graser führt dagegen die fast totgesagten System-Determinanten Modul, Mass und Ordnung wieder sichtbar vor Augen, indem er ein komplexes Raumgefüge mit einem rigiden, dem Industriebau entliehenen Fassadentypus in Einklang bringt
Unterwegs zu Fuss, die Kamera im Anschlag: Der belgische Künstler Pierre-Philippe Hofmann sucht auf seinen langen Streifzügen das Repräsentative eines Landstrichs. Im Gespräch beschreibt er seine Methoden und was ihm in der Schweiz aufgefallen ist.
Die Casa Canoas, Niemeyers Privathaus in den Hügeln von Rio de Janeiro, bringt seine tropische Moderne auf den Punkt: Leichtigkeit, Bewegung und Öffnung charakterisieren das Glashaus unter einem gekurvten Dach. Aus Anlass seines Todes im Dezember 2012 soll dieses Meisterwerk nochmals gewürdigt werden, das europäische Architekturgrössen irritiert reagieren liess.
Weisses Gold. Marmor als Baumaterial
Transparenz und Urbanität. Justizgebäude in La Chaux-de-Fonds. 1. Rang Isler Gysel Architekten, Zürich
Originaltext Französisch
«Im Wettbewerb erntet man, was man sät». Debatte um die Qualität von Wettbewerben
Unaufgeregt neuartig. Umbau des Musée Jenisch in Vevey von Bakker und Blanc architectes
Neu in der Altstadt. Um- und Neubau der Präparatorien und Werkstätten des Naturhistorischen Museums Basel
Tita Carloni (1931–2012)
Umnutzung von Büros zu Wohnen. Wieso das nicht immer funktioniert.
Störung des Gleichgewichts