Von den heutigen Bedingungen des Bauens unterliegt die Tragstruktur am wenigstens den gesellschaftlichen Umständen. Gerade aufgrund ihrer nicht hinterfragbaren Eindeutigkeit haben Ingenieurskonstruktionen auch in der Architektur Konjunktur; weit spannende und ungewöhnliche Tragwerke gehören seit Rem Koolhaas' «Maison à Bordeaux» oder Meili, Peters Murausteg zum Entwurfsrepertoire. Der Blick von Architekturentwerfenden auf Tragwerke ist zuallererst ein ästhetischer und weit von der Suche nach Notwendigkeit entfernt, die für die Arbeit der Ingenieure typisch ist; Architekten sind primär an der räumlichen Wirkung eines Tragwerks interessiert, vielleicht auch an seiner konzeptionell vereinheitlichenden Kraft, allenfalls am monumentalen Wert, den es in den Entwurf einschreibt. Doch vielleicht berühren sich genau hier auch die Disziplinen. Aber auch ein Tragwerk folgt einer bildhaften Vorstellung und sie entsteht vor allem aus einem anschaulichen Denken heraus. So finden Tragwerkskonzepte ihre Form nach wie vor am zuverlässigsten mit Bleistift auf Papier. Die Formen der Ingenieure sind also, genau wie diejenigen der Architektur, Bilder vom Bau der Welt und bringen damit verbundende Werte zum Ausdruck.
Im Italien der Hochkonjunktur entstand eine Infrastrukturlandschaft, in der sich gesellschaftlicher Aufbruch und technischer Fortschritt widerspiegeln. Herausragende Ingenieure und Architekten kultivierten einen Brückenbau, der laufend neue Konzepte und Methoden hervorbrachte. Riccardo Morandi, Silvano Zorzi und Sergio Musmeci prägten auf unterschiedliche Weise die Ingenieurarchitektur; gemeinsam ist ihnen das Selbstverständnis als Forscher und Gestalter und ein ganz grundsätzliches Ideal des Ingenieurbaus.
Der Architekt Christian Penzel und der Ingenieur Martin Valier haben bereits bei einigen Grossprojekten gezeigt, wie eng sie Architektur und Statik miteinander verschmelzen. Ihr jüngster Bau steht an der Berner Stadtgrenze zu Köniz: Die Sporthallen Weissenstein sind so übereinander gelegt, dass die Decke der unteren Halle an der oberen hängt, die lediglich an vier Punkten aufliegt. Das grosse Bauvolumen integriert sich so in einen Terrainsprung und tritt trotzdem städtebaulich markant in Erscheinung.
Die 85 Meter überspannende Holzbaukonstruktion des Elefantenhauses im Zoo Zürich regt an zum Nachdenken über «Natürlichkeit» in der Architektur. Zusammen mit den Ingenieuren von Walt+Galmarini entwickelte der Architekt Markus Schietsch in einem anspruchsvollen Entwurfsprozess ein Tragwerk, das sich im Lauf der Planung stark veränderte. Geblieben ist jedoch das Bild einer Erscheinung des Natürlichen.
Weit gespannte Konstruktionen wirken dramatisch und sind auch bei Ingenieuren beliebt. In der Zusammenarbeit mit Architekten ist es wichtig, eine gemeinsame Sprache zu finden; Bilder helfen da zu gegenseitigem Verständnis. Im Gespräch mit drei Bauingenieuren über das Verhältnis von Tragwerk und Architektur sowie die Rollen der am Bau Beteiligten wird deutlich, dass heutige Ingenieursbauwerke kaum mehr durch statische Bedingungen geformt werden.
Der Neubau des «Werkraum-Hauses», entworfen von Peter Zumthor, ist das Vorzeigeobjekt der Handwerksbetriebe des Bregenzerwaldes: Unter einem mächtigen, über siebzig Meter langen Dach zeigen sich 85 Werkstätten hinter einer raumhohen Glasfassade im besten Licht. Neben der Funktion als Vitrine, in der die handwerkliche Produktion sichtbar wird, ist das Haus vor allem eines: ein vitaler Treffpunkt.
In der Leichtigkeit, Verspieltheit und Transparenz liegt der Reiz vieler neuer Fussgängerbrücken. Oft ist die Inszenierung des Stadt- oder Landschaftserlebnisses ihre eigentliche Aufgabe. Wir zeigen Beispiele in Lyon, im bayrischen Tirschenreuth und in Purmerend bei Amsterdam.
Der Wettbewerb «Erstling», welcher von werk, bauen + wohnen und dem BSA zur Architekturkritik lanciert wurde, förderte unter 39 Eingaben 8 Talente zu Tage.
Bei der Revision von Raumplanungsgesetz und -Verordnung haben Lobbyisten mit Detailregelungen das Zepter übernommen, kritisiert Patrick Schoeck-Ritschard. Architekten, Planer und ihre Verbände bringen sich zu wenig in die Diskussion ein.
Den Wettbewerb für ein neues Sammlungszentrum der Römerstadt Augusta Raurica in Augst BL konnten Karamuk Kuo Architekten für sich entscheiden. Die Jury bevorzugte ruhig-zurückhaltende Figuren oder Grossformen. Die Absenz farbiger Visualisierungen schuf unerwartete Übersicht.
Die Verantwortung und das Spektrum der Aufgaben, die mit der Gesamtleitung von Bauten verbunden sind, werden leicht unterschätzt. Sie gehören jedoch zu den Kernaufgaben des Architekten.
Wozu Architektur – ist das eine Frage? Bernard Tschumi, Schweizer Architekt in New York und Mitbegründer des Dekonstruktivismus zeigt, dass Architektur mehr ist als blosse Zeichenarbeit. Eine Lanze für das Konzept.
Wirtschaftliche Gesichtspunkte steuern die Planung jener multifunktionalen Grossstrukturen, die die jungen Autorinnen des diesjährigen BSA-Forschungsstipendiums geradeheraus als «Klumpen» bezeichnen. In ihrer Dichte und städtischen Mischung liegen aber auch immense Potenziale: Man muss die Klumpen nur kneten.
Die Hochschulen der Schweiz bieten viele Studiengänge zum nachhaltigen Bauen an, aber keiner erfasst die gesamte Komplexität der heute diskutierten Nachhaltigkeit. Der Modul-Studiengang «EN Bau» der Schweizer Fachhochschulen deckt das breiteste Spektrum ab.