Architekturkritik nimmt sich gewöhnlich keine halbfertigen Bauten vor. Doch wenn es um Städtebau geht, um Entwicklungsgebiete, die erst in Jahren fertig bebaut sind, drängt sich eine Zwischenkritik auf: Was ist am Entstehen? Wie bewährt sich der Plan selbst, und wie funktionieren die Prozesse zu seiner Umsetzung in den Einzelprojekten? Wir besichtigen daher Unfertiges, und unsere Aufmerksamkeit richtet sich weniger auf die Architektur als auf ihre Rahmenbedingungen. Geplante Quartiere sind in der Schweiz – im Gegensatz zur Stadt Wien – eher die Ausnahme als die Regel. Stadtplanung ist ein höchst fragiler Prozess mit unzähligen Anspruchsgruppen und widersprüchlichen Interessen. Wenn das neue Quartier Anschluss an den Bestand finden und attraktive Erdgeschossnutzungen aufweisen soll, bleibt die Kontrolle das Mittel der Wahl. Für dieses Heft beschränken wir uns auf zwei Städte, die in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen sind und die genauso regelmässig die einschlägigen Rankings der besten Lebensqualität anführen. Sowohl in Wien wie auch in Zürich besuchen wir je ein innerstädtisches Transformationsareal und ein Planungsgebiet auf der «grünen Wiese».
Die SBB erstellen mit der Europaallee direkt am Hauptbahnhof in Zürich ein neues Quartier. Es versammelt auf der Grundlage eines Masterplans von Kees Christiaanse die Bauwerke bekannter Architekten. Der enorme Verwertungsdruck hat sich hier mit einer besonderen Programmlogik gepaart: Wie bei einer Ausstellung werden Erdgeschossnutzungen nach Themen verteilt, das Resultat ist eine neue Stadtwelt, in der nichts schiefgehen kann. Caspar Schärer begegnet ihr auf Augenhöhe.
Im Entwicklungsgebiet Glattpark im Norden von Zürich treffen städtische Strukturen und Wohnen im Grünen zusammen. Politischer Druck ermöglichte vor 25 Jahren eine Gesamtplanung von aussergewöhnlicher Tragweite, davon zeugt der zwölf Hektaren grosse Park. Gebaut wurde jedoch in verwechselbarem Investorenstil. Ein Augenschein.
Neun von zehn Neubauwohnungen in der Stadt Wien sind öffentlich gefördert. Durch den Erwerb von Bauland, städtebauliche Planung und die Kontrolle der Wohnbautätigkeit steuert die öffentliche Hand die Entwicklung der Stadt.
Im Schatten des neuen Hauptbahnhofs von Wien entstehen 5 000 Wohnungen auf dem Areal des Sonnwendviertels. Die ersten Blocks sind bezogen – die Ernüchterung macht sich breit: Was schiefgelaufen ist und warum trotzdem ein Wohnblock einen Architekturpreis gewinnen konnte, fragt der Redaktor auf einem Spaziergang durchs Areal die beteiligten Architekten, einen Kritiker und eine Bewohnerin.
Auf den 240 Hektaren eines ehemaligen Militärflugplatzes im Nordosten Wiens sind die ersten 15 Prozent der Seestadt Aspern fertiggestellt. Dereinst sollen hier über 20 000 Menschen leben und arbeiten. Mit See, Ringstrasse, Baublock und einem grossen Entwicklungsaufwand seitens der Stadt Wien verspricht die Neustadt jenseits der Donau eine Lebensqualität, die man eher von den Zentren her kennt. Bereits jetzt zeigt sich, dass der Plan robust, die Annahmen realistisch waren. Was man noch besser machen könnte, erklärt unser Autor.
Dem Kulturgut Architekturwettbewerb muss Sorge getragen werden. Wir publizieren den «Aufruf von Einsiedeln», der im Anschluss an die 9. Einsiedler Architekturgespräche im Januar 2016 verfasst worden ist.
Inseln städtischer Morphologie erobern die Zwischenstadt. André Bideau denkt über das Verhältnis von sozialem und gebautem Raum nach und kritisiert die Verallgemeinerung des Prinzips der «Europäischen Stadt».
Unter Denkmalschutz steht in Zug nicht nur ein Gebiet mit Fabrikarbeiterhäusern, sondern auch irgendwie die dort wohnende Mentalität. Ein Teil soll im Sinne des Bestehenden neu überbaut werden – eine Herausforderung für Planung.
Nicht jede oder jeder Freelance-Mitarbeiter/in gilt rechtlich als selbsständig erwerbend. Die Unsicherheit birgt erhebliche Risiken für die Arbeitgeber.
Anlässslich der AlpTransit-Eröffnung haben Christian Sumi und Marianne Burkhalter ein enzyklopädisches Werk zur Landschaft, Technik und Mythologie des Gotthardpasses geschaffen.
Edwin Rausser 1925–2016
Peppo Brivio 1923–2016, Originaltext Italienisch
Die neue Alpentransversale ist mehr als ein Tunnelprojekt: Im Tessin hat sie die Landschaft umgestaltet – und dem Kanton ein effizientes S-Bahn-Netz geschenkt. Flora Ruchat-Roncati und die Begleitgruppe BGG schufen Leitlinien für die einheitliche Gestaltung der Kunstbauten.
Christ & Gantenbein schufen für den Erweiterungsbau des Zürcher Landesmuseums imposante Raumsequenzen, die an Bühnenräume erinnern. Ihr kraftvoller Bau verweigert sich dem menschlichen Massstab.