Auf dem Dorf, da ist die Welt in Ordnung. Man kennt sich und man grüsst sich. Leben im Dorf heisst Gemeinschaft und Nähe, ob man will oder nicht. Um sich zu kennen und zu grüssen muss man sich jedoch begegnen. Vielerorts ziehen Dorfladen und Postschalter in grössere Ortschaften oder gleich ins Digitale. Der Weg ins Dorf wird seltener, die Mitte leidet und braucht Zuwendung. Die Dörfer Scionzier und Stalden gehen hier mit gutem Beispiel voran.
Unsere Recherche bestätigt ausserdem: Das Dorf gibt es nicht. Obwohl vielerorts ähnliche Kräfte wirken, unterscheiden sich die Dorfrealitäten und damit auch die Handlungsfelder. In Berlingen am Bodensee scheitern viele Bauanträge an ISOS-Vorgaben. Wir baten den Gemeindepräsidenten zum Erfahrungsaustausch mit der Ressortleiterin Bau der Wakkerpreis-Gemeinde Sempach. Wir erfuhren vom Berlinger Sonderweg und dass aus strikten Vorgaben neue Lösungen entstehen können, die auch für andere Dörfer wegwesend werden können.
Stalden befindet sich in einem sensiblen Gleichgewicht. Ringsum wachsen die Pharma- und schrumpfen die Bergdörfer; die Bevölkerung des Oberwalliser Dorfs aber bleibt stabil. Eine intakte Infrastruktur, moderates Wachstum und die aktive Gemeinschaft halten es am Leben. Mit dem neuen Dorfkern, gestaltet von Atelier Summermatter Ritz, erhält Stalden auch die gemeinsame öffentliche Mitte, die bisher fehlte.
Das junge Büro Bard Yersin kennt nichts anderes als Umbau. Unser Autor hat den beiden Architekten im ländlichen Freiburgerland einen Besuch abgestattet. Transformierte Bauernhäuser oder die Erweiterung einer Käserei beweisen: Die Anpassung von obsolet gewordenen ländlichen Typologien an heutige Bedürfnisse kann pragmatisch und doch poetisch sein. Was das Ganze mit der heiliggesprochenen Marguerite Bays zu tun hat, lesen Sie im Text von François Esquivié. Originaltext
Die Einheimischen des französischen Dorfs Scionzier haben wieder Besitz genommen von ihrem Zentrum. Unter einem ausladenden hölzernen Dreiecksdach feiern sie, halten Märkte ab und treiben Sport – das Leben pulsiert wieder. Auftakt der Neugestaltung des Zentrums war die Transformation einer ehemaligen Maschinenfabrik in ein Museum und Kulturzentrum. Gegenwart und Geschichte finden im neuen Kern zusammen – Autorin Rahel Hartmann Schweizer war vor Ort. Weiterlesen
Die Innenverdichtung macht auch vor dem Dorf nicht halt. In Sachseln integrieren Seiler Linhart das bestehende Bauernhaus «Spalihof» in ein neues, dichtes Ensemble. Drei zusätzliche Wohnbauten gruppieren sich um einen offenen und doch intimen Hof. Die zeitgenössische Architektur spricht eine vernakuläre Sprache: Farbgebung, Material und Kubatur der Neubauten vermitteln das neue Ensemble mühelos zur ISOS-inventarisierten dörflichen Umgebung.
Was können ISOS-Gemeinden voneinander lernen? Berlingen und Sempach liegen beide idyllisch an einem See, verfügen über einen schmucken, geschützten Ortskern, und beide beschäftigt die bauliche Verdichtung nach innen. Während Sempach bereits mit dem Wakkerpreis ausgezeichnet wurde, arbeitet Berlingen an einem alternativen Planungsinstrument, das Ortsbildschutz und Weiterbauen unter einen Hut bringen soll. Die Redaktion bat die beiden an den gemeinsamen Tisch, sprach über Erfahrungen und Herausforderungen.
Grundrissgeneratoren, Bild und Städtebausoftwares – die künstliche Intelligenz ist auch in der Architektur angekommen. In der Praxis bewähren sich aber erst ganz wenige Programme. Lukas Gruntz hat sie mit Studierenden an der FHNW getestet und zieht ein erstes Fazit.
Viele SAC-Hütten entsprechen heutigen Hygiene-, Sicherheits- und Brandschutzanforderungen nicht mehr. Allein 2023 schrieb der Alpen-Club deshalb neun Verfahren für Sanierungen und Erweiterungen aus. Sonja Huber bespricht anhand zweier Wettbewerbe – zur Cabane de Susanfe und zur Oberaletschhütte – die schwierige Gratwanderung zwischen Landschaftsschutz und Komfortansprüchen.
Mit der Schau Design für alle? Vielfalt als Norm widmet sich das Museum für Gestaltung in Zürich dem inklusiven Design. Wer in Berlin weilt, kann in der Tchoban Foundation Zeichnungen von Lina Bo Bardi bestaunen, am Genfersee eröffnete die Ausstellung Lausanne Jardins 2024.
Die beiden Autoren der Reihe Besser – Weniger – Anders Bauen zeigen echte Handlungsalternativen fürs Bauen auf. Marc Angélil las begeistert. Die Redaktion empfiehlt zudem zwei weitere Bücher: zum Weiterbauen von Albert Kirchengast und über Malans von Köbi Gantenbein.
Es muss nicht immer ein Ersatzneubau sein. Mit der sorgfältigen Analyse eines bestehenden Einfamilienhauses aus den 1970er Jahren überzeugten Steiger Spielmann ihre Bauherrschaft von einem Umbau. Weiterlesen
Der Bau der neuen Halle 1 für die Olma in St. Gallen erforderte ingenieurtechnische Agilität, denn sie steht über der Autobahn. Von aussen wirkt der Baukörper, entworfen von Ilg Santer, nüchtern und abstrakt, im Innern öffnet sich dennoch ein beeindruckendes Raumerlebnis.
Viele Köpfe wurden zusammengesteckt für den Entwurf der Architekturschule Institut Méditerranéen de la Ville et des Territoires in Marseille. NP2F, Marion Bernard, Point Supreme und Jacques Lucan entwickelten eine offene Struktur, die nicht nur mitten in der Stadt steht, sondern auch selbst ein Stück Stadt bildet.