An heissen Tagen wird es eng: Velos kollidieren mit Fussgängern oder staunenden Touristinnen, die sich zu Recht nicht am Alpenpanorama hinter malerischen Segelbötchen sattsehen können. Dem absichtsvollen Körperkontakt gewidmet sind die enthemmten Tage der Street Parade. Dann zeigt sich das Seebecken als Bühne, die freilich längst auch kommerziell ausgebeutet wird. Im schrillen Kontrast dazu funktionieren im städtischen Alltag die Badeanstalten vom Tiefenbrunnen, über das Uto, die Badi Enge, das Mythenquai bis zur Badi Wollishofen als kleine und grosse Oasen für die Zürcher Bevölkerung mit oft prächtigem Baumbestand und gepflegter Architektur. Auch mit einigen hier im Heft versammelten Bauten der öffentlichen Hand beweist die Stadt Zürich im internationalen Vergleich gerade am Seebecken, dass sie ihr Territorium nicht allein den Globalplayern oder Kommerzbühnen überlässt, sondern es der breiten Bevölkerung offenhält. Doch manchmal wird beinahe zu fest gepflegt, poliert, aufgeräumt und geputzt – aber so bleibt der Freiraum für alle trotz intensivster Nutzung intakt.
Vor 150 Jahren haben Arnold Bürklis Quaianlagen den Schwerpunkt der Stadt verschoben und neu definiert, heute bestimmen sie noch immer massgebend das Bild. Doch der Wurf bedarf einer Aktualisierung: Verkehr und Nutzungsdruck durch die Bevölkerung verlangen nach Raummanagement und nach einem piecemeal Engineering, die beide Nutzungen verschieben und neu ermöglichen sollen. Dabei stehen Aspekte des Klimas ebenso im Vordergrund wie etwa jene der Mehrwertabschöpfung.
Kongresshaus und Tonhalle wurden renoviert anstatt wie einst geplant abgebrochen. Die Arbeitsgemeinschaft Boesch Diener hat dabei mit viel Gespür für Zeitschichten jene Qualitäten neu hervorgebracht, die bei der Zürcher Ikone der modernen Architektur fast vergessen worden waren. Dabei tasteten sich die Architekturschaffenden undogmatisch und sensibel vor, von Fall zu Fall und von Raum zu Raum. Ein zeitgemässer Betrieb forderte aber auch beherzte neue Eingriffe; nun begegnen sich neu, alt und ganz alt mit Respekt und Selbstverständlichkeit.
Die «Fischerstube» am Zürichhorn, wo sich das Seebecken weitet, wurde vollständig neu gebaut. Der wesensgleiche Ersatz von Patrick Thurston hat es in sich: nicht nur eine gewölbte Decke, die dem Rundumpanorama einen Halt gibt, sondern auch einen Kaltdachraum, der fürs richtige Klima bei der Stroheindeckung sorgt.Neben der etwas kleineren, grossteils original erhaltenen Fischerhütte aus der Landizeit sorgt nun ein dritter Baukörper für die Gastrotechnik des Hauptbaus und darüber hinaus für ein volksnahes Bauensemble.
Nicht immer stossen gebaute Räume auf die Akzeptanz aller. Dies gilt insbesondere, wenn die Planung gender-spezifische Rollen festschreibt. Elke Schimmel und Tobias Sonderegger des Vereins Lares zeigen, wie inklusiver Raum entstehen kann.
Für den Pavillon Le Corbusier haben Fortografierende von heute einen Blick auf bekannte Bauten des Pioniers geworfen – und gemäss den Schreibenden Ellena Ehrl und Tibor Bielicky allen Unkenrufen zum Trotz aktuelle Bezüge hergestellt. Daüber hinaus weisen wir auf vier weitere Ausstellungen hin: in München, Oslo, Winterthur und Lausanne.
Die mittelitalienische Industriestadt Terni ist stark durch die Bauten von Mario Ridolfi (1904 – 84) geprägt. Dem Architekten des «Neorealismo» gelang eine kongeniale Verbindung von Moderne, Typologie, Konstruktion und Stadtraum. Originaltext Englisch
Redaktorin Jenny Keller berichtet direkt aus der Jury. Bei den selektionierten und prämierten Bauten sind keine Überraschungen dabei. Die preisgekrönten Bauten überzeugen jedoch mit nachhaltiger und gemeinschaftlicher Intelligenz.