Holzrahmen, Mehrschichtplatte, CNC-gefräster Brettschichtträger – so liesse sich verkürzt die konstruktive Evolution im Holzbau über die letzten 25 Jahre zusammenfassen. Dabei hat das Holz als Material einen grundlegenden Wandel durchlaufen. Während für die Tafelbauweise noch immer ein Rahmen aus Vollholz auf dem Schmetterlingstisch beplankt wird, können Mehrschichtplatten oder Brettschichtträger wie viele nahezu homogene Werkstoffe per CNC-Fräse auf die richtige Dimension abgebunden werden. Die Innovation geht in verschiedene Richtungen. So ermöglichen mit Beton oder Stahl ertüchtigte Konstruktionen eine bessere Performance für das Bauen mit Holz sowie Spannweiten, die denjenigen des Stahlbaus nahekommen. Eine computerbasierte Abbundtechnik und durchgeplante Lieferketten ermöglichen zudem die Herstellung und Montage von komplexen vorgefertigten Bauteilen, die in Ausdruck und technischer Raffinesse wieder dem alten Zimmermannshandwerk ähneln – und eine im eigentlichen Sinn tektonische Architektur ermöglichen. Mit den von grossen Holzbaufirmen weit entwickelten Element- und Modulbauweisen überschreitet das Konstruieren mit Holz nun die Schwelle zum Massenphänomen.
Im Entwicklungsgebiet Freilager Zürich setzen die drei sechsgeschossigen Langhäuser von Rolf Mühlethaler einen eigenen Akzent. Holzrahmen-Elemente bilden die inneren und äusseren Wände, trittschallgedämmte Brettstapel-Elemente die Decken. Die Konstruktion ist auch Träger des Ausdrucks: Das Relief von Balkonen und kassettierter Fassadenverkleidung, der Rhythmus von Säulen und Konsolen und die feinen Linien der Geländer überlagern sich zu ausdrucksvoller Tiefe.
Die lichten Auenwälder entlang des Bachlaufs der Schmutter im bayrischen Diedorf sind dem Gymnasium von Hermann Kaufmann und Florian Nagler Raummetapher und Bauprogramm. So dient Holz als Baumaterial, und das Raumkonzept baut auf Zimmer wie Waldlichtungen. Eng stehende Stützen umgürten die Gemeinschaftshöfe; das Raster setzt sich in der Sparrenlage des Dachs fort. Von da fällt Tageslicht ins Innere – wie im Wald vor der Tür.
Mitten im freien Feld im bernischen Schwarzenburg steht die fensterlose, aus Holz gebaute Halle von Patrick Thurston unter flach geneigtem Dach: Sie erinnert an klassische Tempel ebenso wie an landwirtschaftliche Scheunen – und dient als Museumsdepot für historische Fahrzeuge. Ihr Dach, getragen von Fachwerkträgern, steht frei über der Ausstellungsbox aus Holz. Eine raffinierte Konstruktion sorgt dafür, dass sich Temperatur und Feuchtigkeit im Inneren mit minimalstem technischem Aufwand kontrollieren lassen.
Schon längst sind die Materialien und Konstruktionen nicht mehr «rein» und «wahr», schon gar nicht im Holzbau. In seinem Beitrag injiziert Tibor Joanelly dem auf den ersten Blick so bodenständigen Holzbau eine Theorie-Spritze: Es geht nicht mehr wie bei Semper um die Suche nach Spuren archaischer Techniken in den heutigen Produktionsmethoden, sondern um die Konzeptualisierung derjenigen Prozesse, die ein Bauwerk in Entwurf und Produktion formen: «Komposit» ist das neue «Hybrid».
Jeder Baum hat in einem bestimmten Gebiet seine optimalen Wuchsbedingungen; genauso soll er seinen optimalen Einsatz am Bau finden. Der Holzhändler Andreas Seiz schaut pragmatisch auf den Wald und stellt fest, dass Holz aus Mitteleuropa oft besser die Bedingungen erfüllt als einheimisches. Für die Schweizer Holzindustrie bestehen aber auch Chancen, so Seiz: Hochwertige Fertigelemente mit hoher Wertschöpfung sind exporttauglich.
In seinem Aufruf zur Wiederbelebung der klassischen Holzverbindung plädiert der Architekt und Bauingenieur Lorenz Kocher für einen materialgerechten Anschluss im Holzbau. In einer Struktur sind die Holzverbindungen Ausdruck der Handwerkskunst und Zeugen des Berufsstolzes des Zimmermanns. Wo sie zu aufwändig werden, kann aktuelle Technik wie die CNC-Fräse es ermöglichen, traditionelle Holzverbindungen neu zu interpretieren.
Das städtische Hochhaus wird vom Baurecht eingehegt wie kein zweiter Bautyp. Daniel Kurz und Caspar Schärer lancieren eine neue Debatte und wünschen sich einen souveräneren Umgang mit dem Hochhaus: Dabei soll der Mehrwert, den die Höhe dem Investor bringt, für Verbesserungen in der «Stadt auf Augenhöhe» eingesetzt werden.
Weiterbauen an der Agglomeration: Im zürcherischen Winkel, soll eine Wohnsiedlung aus den frühen 1970er Jahren erneuert und teilweise neu gebaut werden. Im zweistufigen Projektwettbewerb nahm eine Mehrheit der Teilnehmenden eine defensive Haltung ein – Zita Cotti Architekten mit dem Siegerprojekt jedoch nicht.
Die Bekanntgabe eines ISOS-Inventars über die Stadt Zürich erregte Aufsehen. Viele befürchteten, dass die Verdichtungsziele nicht mehr realisiert werden können. Dominik Bachmann gibt Entwarnung.
Der 1924 geborene indische Bauingenieur Mahendra Raj arbeitete mit illustren Architekten wie Louis Kahn und Le Corbusier zusammen. Nun ist seinem Werk (endlich) ein Buch gewidmet.
Die Ausschreibung für den Schweizer Kunstwettbewerb 2017 ist angelaufen. Daniel Kurz sprach mit den diesjährigen Preisträgern Yves Dreier und Eik Frenzel über ihre Motive, an einem etwas anderen Wettbewerb teilzunehmen.
Bewegung der Körper im Raum: Nach dem rasanten Parkour-Trip in der letzten Ausgabe entwickelt unser Autor nun ein Zukunftsszenario für ein Paris im Jahr 2046. Eine Pizzakurierin hangelt sich durch die Stadt – stets prekär, aber immer präzis.
Mit der Erweiterung des katalonischen Architekturbüros Barozzi Veiga ist das Bündner Kunstmuseum in eine neue Liga aufgestiegen. Der Bau und besonders sein städtebaulicher Beitrag vermögen aber nicht restlos zu überzeugen.
Besucherzentrum im Zoo La Garenne in Le Vaud VD von Localarchitecture, Lausanne