5 – 2010

Eleganz

Der Begriff der Eleganz lasse sich nicht analysieren, schreibt Georg Franck in seinem erhellenden Essay, den er für dieses Heft verfasst hat. Man wird der Eleganz nie ganz auf den Grund gehen können, zumindest so lange nicht, als sie nicht zusammen mit dem Geschmack verhandelt wird. Ist Eleganz zeitbedingt oder gibt es sie tatsächlich, die viel zitierte zeitlose Eleganz? Spätestens beim Lesen des auch in vergangene Zeiten zurückblickenden Beitrags von Philipp Esch wird klar, dass der Begriff der Eleganz über rein ästhetische Kategorien hinaus reicht. Auch in der Philosophie, in der Mathematik und in der Rhetorik taucht die Eleganz auf, in eleganten Gedankengängen, in eleganten Lösungen und in dem gewählten, aber nicht gesuchten, treffsicheren und deshalb eleganten Ausdruck. Und in der Architektur? Gibt es elegante Architektur und wenn ja, wie lässt sie sich charakterisieren? Von Architektur und Eleganz handeln auch die Überlegungen, die Francesco Buzzi und Tibor Joanelly zum kürzlich eröffneten Learning Center von SANAA in Lausanne anstellen. Ist in diesem Gebäude etwas von einer Eleganz zu spüren, die mitunter in anderen, uns im Westen wenig geläufigen Wurzeln begründet ist? Ganz anders entwarfen Architekt Fritz Haller und Paul Schärer Architektur und Möbel, in unterschiedlichen Massstäben, aber elegant einem einzigen System folgend. Sie schufen Ikonen. Jürg Graser erklärt uns, wie es dazu kam.

«Prägen sich Dinge, welche uns schön erscheinen, am leichtesten unserer Intelligenz ein?» (H. Poincaré). Die Karyatiden des Erechtheion.

Die Übereinstimmung von Form und Inhalt

Ein kleines ABC der Eleganz

Philipp Esch

«Eleganz» bedeutet vieles. Ist der Begriff hilfreich, weil er so viele Qualitäten bündelt – oder untauglich, weil sich seine Bedeutung in den Spiegelungen seiner vielen Facetten auflöst?
Rolex Learning Center in Lausanne von SANAA

Weisse Leere

Das «Rolex Learning Center» in Lausanne von SANAA

Francesco Buzzi und Tibor Joanelly

Der für Schweizer Verhältnisse ungewöhnliche Bau mag auf den ersten Blick vor allem durch seine Andersartigkeit auffallen. Die Eleganz des Bauwerks erschliesst sich bei genauerem Hinsehen erst in der Bedeutung von Offenheit und Bewegung in der traditionellen japanischen Architektur.

Christian Menn: Letziwaldbrücke, Avers Cresta, 1960.

Transparenz, Stringenz und Leichtigkeit

Eleganz im Brückenbau

Josef Schwartz und Toni Kotnik

Brücken verbinden nicht nur Orte, sondern sie sind auch im Spannungsfeld von technisch-naturwissenschaftlicher Notwendigkeit und gestalterischer Freiheit ideelle Bauwerke des Übergangs.

Produktionshalle USM in Münsingen, Aufnahme von 1964

Denken in Systemen

Fritz Hallers kompromissloses Weltbild

Jürg Graser

Gemeinsam entwickelten Paul Schärer und Fritz Haller die Produktionshalle, den Büropavillon und das Möbelbausystem für U. Schärer Söhne AG in Münsingen. Der Industriepartner beflügelte Hallers Denken und Arbeiten. In der Folge entwickelte er systemische Architekturen vom Installationsmodell bis zur Stadt für 120 Millionen Einwohner.

Markeroog, West 8, Erster Preis des Wettbewerbs zur Zukunft des IJmeers der Eo-Wijers-Stiftung, 2006

Die Kunst des Konsenses

Städtebauliches Entwerfen in der offenen Gesellschaft

Christian Salewski

Eleganz im Städtebau ist vielfältig: Neben der Eleganz des Raumes, der Eleganz der technischen Lösung und der Eleganz des Stadtlebens steht die Eleganz der Entscheidungsfindung, die ohne überzeugende Bilder nicht mehr denkbar ist. Städtebauliches Entwerfen spielt dabei eine zentrale Rolle im Werben für einen Konsens.

Verblasste Feinheit

Georg Franck

Eleganz ist keine Kategorie der Architekturtheorie oder Architekturästhetik. Warum sollte sie auch? Hat die Architektur nicht mit anderen als mit Luxusproblemen zu kämpfen? Verdient die Eleganz etwa einen Platz neben Klimawandel, Umweltkrise, Wohnungsnot und Flüchtlingselend? Ist sie nicht der reine Luxus?

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Bauten

Nashorn oder Elefant? Haus mit Stallungen im aargauischen Freiamt von Schneider & Schneider Architekten, Aarau

Wettbewerb

Les Arts Gstaad. Projektwettbewerb Kulturzentrum Les Arts Gstaad. 1. Preis: Rudy Ricciotti, Bandol

Umbauten

Umbau und Erweiterung Haus 1 des Psychiatrischen Zentrums Appenzell Ausserrhoden von Harder Spreyermann Architekten

Innenarchitektur

Das Wunder von Affoltern. Zur Autobahnraststätte «My Stop» im Knonaueramt von OOS, Zürich

Jubiläum

Happy Birthday Brasília! Vor fünfzig Jahren wurde Brasiliens Hauptstadt fertig gestellt

Bauten

Rettung eines sensiblen Dokuments. Pünktlich zu Josef Kaisers 100. Geburtstag wurde in Berlin eines seiner Hauptwerke kreativ restauriert: das Café Moskau.

Aussenansicht

werk-material 01.02 / 554

Urban dörflich

Tibor Joanelly

Wohnüberbauung Chrüzpark in Hinwil von Jäger Zäh Architekten, Zürich

Eingangsfassade Haus 1 und 2 (rechts hinten Haus 3 und 4)

werk-material 01.02 / 255

Klinker-Textil

Matthias Benz

Wohnüberbauung Ziegelei-Areal Pfungen von Burkard Meyer Architekten BSA, Baden

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