4 – 2012

Commons

Die Macht des Eigentums hält alles zusammen: die Gesellschaft, den Staat, die Staatengemeinschaft. Doch das Knirschen im Gebälk ist nicht mehr zu überhören. Im Wochentakt werden irgendwo an grossen Sitzungstischen Rettungspakete verabschiedet. Ist das noch jene Marktwirtschaft, von der es einmal hiess, sie sei die Organisationsform mit der effizientesten Ressourcen-Allokation? Vielleicht ist aber gerade die Effizienz, beziehungsweise der Profit das Problem. Wer sich umschaut, stellt mit zunehmendem Unbehagen fest, dass es kaum noch Bereiche gibt, die nicht vom Streben nach Profit erfasst sind. Die jahrhundertealte Idee der Allmende erlebt jedoch gerade eine Renaissance. In der Schweiz ist die Allmende wohlbekannt und selbst im 21. Jahrhundert nicht verschwunden. Obwohl heute in der Forschung vermehrt der englische Begriff «Commons» verwendet wird, bleibt der Grundgedanke mit dem gemeinsamen Eigentum verbunden, darüber hinaus auch mit der gemeinsamen Nutzung des Bodens, der Wasserquelle oder des Gebäudes. Und doch sind Commons wesentlich mehr als nur eine bestimmte Form von Besitz und Eigentum. 

«Grund Riss der Richtenschweiler Allment, geometrisch aufgenommen anno 1808 von Ingenieur Diezinger.» Plan von Geometer Rudolf Diezinger (1770–1847).

Muster und Prinzipien

Einige grundlegende Feststellungen zu Commons

Silke Helfrich

Als komplexe soziale Arrangements mit gemeinsam vereinbarten Regeln und Haltungen sind Commons weit mehr als nur eine bestimmte Eigentumsform. Basierend auf Vertrauen, Fairness und transparenten Strukturen, bieten Commons ein weites Spektrum an Organisationsformen.

Im «vor ort ideenbüro» werden Ideen gesammelt, entwickelt und schliesslich von nonconform gefiltert, gesichtet und zum Schluss der Gemeinde präsentiert.

Gemeinsam Zukunft bauen

Ideenwerkstatt in Moosburg (Österreich) mit nonconform Architektur vor Ort

Astrid Meyer

Die Architekten Caren Ohrhallinger, Roland Gruber und Peter Nageler bilden den Kern des Architekturbüros nonconform. Von Wien schwärmen sie mit ihrer ausgeklügelten «vor ort ideenwerkstatt» aus, um nach einem partizipativen Planungsprozess ratlosen Gemeinden zu konsensfähigen Lösungen zu verhelfen.

KraftWerk 2 in Zürich-Höngg von Adrian Streich.

Kleine Netze

KraftWerk 2 in Zürich-Höngg von Adrian Streich Architekten, Zürich

Maria Zurbuchen

Mit Wohnüberbauungen wie Werdwies, Lienihof und Diener-Areal hat Adrian Streich einen wichtigen Beitrag an die klassische Wohntypologiediskussion geleistet. Beim KraftWerk 2 finden wir nicht die Essenz eines idealen oder bewährten Grundrisses, dafür wichtige Denkanstösse für neue, noch in Entwicklung begriffene Wohnformen.

Der Zuccotti Park im Financial District von Manhatten, New York, ist ein «Privatly-Owned-Public-Space», der Anfang der 1970er-Jahre im Zusammenhang mit dem Neubau des Hochhauses von U.S. Steel als Kompensation für zusätzliche Höhe entstand. Im Herbst 2011 wurde der Park zwei Monate lang von den Occupy-Wallstreet-Aktivisten in Beschlag genommen und damit im wahrsten Sinne des Wortes als öffentlicher Raum genutzt; die Aufnahme zeigt den Park am 4. November 2011.

Architektur der Kooperation

Zum Gedanken der Peer-to-Peer-Produktion guter Adressen

Georg Franck

Städtebau als herausragende Ensembleleistung bedarf einer Balance zwischen Konkurrenz und Kooperation sowohl von Architekten wie auch von Eigentümern. Nach dem Vorbild der Bewirtschaftung von Allmenden könnte die Gestaltung städtischer Architektur wieder vermehrt Sache mehrerer gleichberechtigter Beteiligter werden; hierzu bedarf es aber Regeln und Anreize zugleich.

Das neue Wohnhaus für Studierende an der Place des Volontaires. Im Vordergrund rechts die Usine.

Konsens im Raum

Wohnraum für Studierende in Genf von Charles Pictet Architecte, Genève

Tibor Joanelly

In Genf ist der Wohnraum knapp, besonders für Studierende. In einem politisch und städtebaulich empfindlichen Quartier hat eine gemeinnützige Stiftung mit finanzieller Unterstützung der öffentlichen Hand ein bemerkenswertes Wohnhaus geschaffen – nicht zuletzt, weil alle am Bau Beteiligten für einmal am gleichen Strang zogen.

Zürich-Höngg, Ottenbergstrasse

Fetisch Aussicht

Eine Polemik gegen die Panoramasucht, frei nach Cesare Cattaneo

Caspar Schärer

Um ihrer Kundschaft Fernsicht anbieten zu können, «verrenken» Architekten und Immobilienentwickler die Häuser. Die Auswirkungen auf den Stadtraum sind nicht zu unterschätzen: Das Panorama bedroht das Städtische an sich.

Der Militärflugplatz Dübendorf im Zürcher Glattal.

Brache oder Utopia

Für eine urbane Allmend auf dem Flugplatz Dübendorf

Richard Wolff

Die Auseinandersetzung um die Zukunft des grössten Entwicklungsgebiets im Kanton Zürich ist in vollem Gang. Noch während das Militär mit der Bewältigung des Rückzugs beschäftigt ist, bewerben sich Interessenten unterschiedlichster Schattierung um das Einfahren der Friedensdividende – eine Situation, die nach neuen Denkansätzen ruft.

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Material

Transparent, aber schwer durchschaubar. Funktionelle Beschichtungen und Werkstoffkombinationen von Spezialgläsern

Wettbewerb

Bauen in der Ebene. Projektwettbewerb für die Erweiterung und Gesamterneuerung des landwirtschaftlichen Zentrums St. Gallen in Salez. 1. Preis: Andy Senn, St. Gallen

Umbauten

Bildungs- und Beratungszentrum Arenenberg von Lauener Baer Architekten, Frauenfeld

Ausbildung

Die historische Dimension vergegenwärtigen. Philip Ursprung im Gespräch über die Beziehung von Kunst und Architektur, von Forschung und Lehre, über den Eingang des Zeitgenössischen in das Archiv und die Neue Räumlichkeit der Schweizer Architektur.

Bauten

Subtil extrovertiert. Ausbau Stadtmuseum Rapperswil von :mlzd, Biel

bauen+rechten

Gedanken zum Positionspapier «Grundsätze zum Urheberrecht» des SIA

Kinderkrippe in Attalens von Butikofer de Oliveira Vernay Architectes.

werk-material 02.01 / 592

Verortet oder vernetzt

Steffen Hägele

Espace pour enfants, Attalens, FR von Butikofer de Oliveira Vernay Architects (Kinderkrippe in Attalens)

Kinderhaus Schönberg Ost in Bern vom Büro B Architekten und Planer AG

werk-material 02.01 / 593

Verortet oder vernetzt

Steffen Hägele

Kinderhaus Schönberg Ost, Bern von Büro B Architekten und Planer, Bern

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