5 – 2012

Balkone und Loggias

Wie wohl kein anderes Bauteil halten Balkon und Loggia eine Mittlerposition inne: Sie sind sowohl der Wohnung im Sinne eines privaten Aussenraums als auch der unmittelbaren Nachbarschaft zugehörig. Während im einen Fall Bedürfnisse der Aufenthaltsqualität und Intimität ausschlaggebend sind, dominieren im anderen die Fragen nach dem repräsentativen Ausdruck und wohlproportionierten Ausblick. An beiden Enden der Formatierungsskala von Balkonen und Loggien finden sich der gestapelte, mehr oder weniger an das Gebäude gebundene Aussenraum, der zwischen Schublade und Baumhaus changiert und als Gegenteil davon die komplett in den Wohnraum eingestülpte Loggia. Antworten auf diese mannigfaltigen Anforderungen an eines der komplexesten Bauteile der Architektur offeriert dieses Heft.

Buhl und Zünd Architekten, Wohnsiedlung in Aesch, 2009. Farbig gemusterte Böden, rote strukturierte Putzwände, gestrichene Holzfenster mit betonten, gegliederten Leibungen, dazu eine Decke aus Kupfer und eine Brüstung aus Kunststein – eine Materialisierung, wie sie in dieser Sinnlichkeit fast vollständig aus dem Wohnungsbau verschwunden ist.

Geschützte Exponiertheit

Private Aussenräume in der Stadt

Lukas Imhof

Loggien und Balkone nehmen bei der Vermarktung im Wohnungsbau eine immer wichtigere Rolle ein, ihre Gestaltung und Integration am Gebäude wird aber oft stiefmütterlich behandelt. Eine wohnliche Architektur in städtisch verdichteter Umgebung muss aber gerade an der Schwelle zwischen Innen und Aussen, Privatem und Öffentlichem und zwischen Komfort und Repräsentation ihre Themen finden.

Das rot-braune Betonskelett von Valerio Olgiati in Zug.

Inszenierte Struktur

Ein Wohnhaus von Valerio Olgiati

Jana Vuilleumier-Scheibner

Ein rot-braunes Betonskelett, endlos sich wiederholende riesige Ellipsen und überdimensionierte quadratische Stützen bestimmen das Bild des neuesten Baus von Valerio Olgiati. Das elementare Gerüst erinnert an die autonomen Strukturen von Livio Vacchini, die wie aus sich selbst geschaffen scheinen, unabhängig ihrer Funktion und ihres Kontextes. Beim genauen Hinsehen entpuppt sich die einheitlich wirkende Struktur Olgiatis als ein komplexes differenziertes Gebilde.

Geschützter Loggiabereich und offener Balkon.

Feudales Balkonien

Siedlung Frohheim in Zürich-Affoltern von Müller Sigrist Architekten und EM2N Architekten

Kornel Ringli

Mehr Stadt, mehr Architektur, offene Grundrisse und vor allem grosse und räumlich differenzierte private Aussenräume locken ein neues Publikum von zentralen Wohnlagen an den Stadtrand. Bei verhältnismässig tiefen Mieten werden in der Siedlung Frohheim Wohnansprüche befriedigt, wie sie bislang besseren Lagen vorbehalten waren.

Wohnzimmer und Balkone als eigenständige Volumen brechen die Grössen des Baukörpers auf die Körnigkeit der Umgebung hinunter: Wohnüberbauung Viehmarktareal von Lüscher Bücher Teiler + Hans Lauber Architekten.

Lichtspagat

Wohnüberbauung Viehmarktareal in Lenzburg von Lüscher Bucher Theiler + Hans Lauber Architekten

Barbara Wiskemann

Wohnungsbau scheint in den 10er-Jahren des 21. Jahrhunderts kompakt sein zu müssen, um alle energetischen Vorschriften einzuhalten und gleichzeitig wirtschaftlich zu sein. Das hier präsentierte Beispiel formuliert eine Gegenthese.

Speicher in Langnau (Pfaffenbach), 1746; die Lauben werden zur vorgestellten Blendfassade.

Ländliche Schatztruhen

Lauben am Berner Bauernhaus

Robert Walker

Das zunächst aus pragmatischen Gründen verwendete Bauteil der Laube entwickelte sich ab dem 17. Jahrhundert zu einem unverzichtbaren Element der Repräsentation und besetzte mehr und mehr die Fassaden der Bauernhäuser.

Studienauftrag Gesundheitszentrum Brugg, Stoos Architekten.

Schwellenräume des Städtebaus

Thomas von Ballmoos, Jörg Koch und Frank Zierau im Gespräche mit Tibor Joanelly und Caspar Schärer

Die steigende Nachfrage nach dem privaten Aussenraum hält gleichzeitig auch neue Konflikte und Widersprüche bereit. Das lässt einerseits den Flächenbedarf für Loggien und Balkone anwachsen, andererseits steigen auch die Anforderungen an dieses Bauteil stetig. Fragen zu den wichtigsten Tendenzen beim privaten Aussenraum konnten wir mit Praktikern des Wohnungsbaus aus unterschiedlicher Perspektive erörtern.

Anzeige

Material

Selbstgebranntes. Individuell hergestellte Keramik

Wettbewerb

Performance Baudenkmal. Projektwettbewerb Erneuerung Kunstmuseum St. Gallen. 1. Rang PARK Architekten, Zürich

Umbauten

Sechzig Zentimeter mehr. Umbau von vier Reihenhäusern in Winterthur von Elias Leimbacher Architektur, Winterthur

Innenarchitektur

Hamam statt Bad. Transformation der Badekultur im Volkshaus Zürich von Felder Architektur

Bauten

Mehr als weisse Bänder. Büro- und Technikgebäude für Roche von Christ & Gantenbein, Basel

bauen+rechnen

Kunstmarkt Architektur. Autorenarchitektur und Werthaltigkeit von Marcel Scherrer

Wohnüberbauung Allmend in Baden von Burkard Meyer Architekten, Baden

werk-material 01.04 / 594

Utopie und Gartenzaun

Tibor Joanelly

Wohnüberbauung Allmend, Baden, von Burkard Meyer Architekten, Baden

Wohnüberbauung Densa Park in Basel von Luca Selva Architekten

werk-material 01.02 / 595

Für den Ort geschaffen

Christoph Wieser

Wohnbauten Densa-Areal in Basel von Luca Selva, Architekten, Basel

Lesen Sie werk, bauen + wohnen im Abo und verpassen Sie keine Ausgabe oder bestellen Sie diese Einzelausgabe