Zur europäischen Stadt gehört das Hochschulquartier – Universitäten prägen die Ausstattung grosser Städte. Das amerikanische Gegenmodell des Campus als abgeschiedene Lebensgemeinschaft von Studierenden und Lehrenden bot sich in der Nachkriegszeit als Expansionsmodell für die nunmehr demokratisierten und wachsenden Hochschulen Europas an. Die Satelliten sind von der Expansion der Stadt längst eingeholt, und sie werden mit Wohnbauten ebenso wie mit privaten Technologiezentren verdichtet. Private Geldgeber werden dabei immer wichtiger, und der Druck zur ökonomischen Immobilienbewirtschaftung nimmt zu. Universitäten agieren wie private Immobilienentwickler: Die EPFL Lausanne etwa schmückt sich mit Stararchitekturen, um auf einem globalen Markt Forschungsgelder und flottierende Forschungseliten anzuziehen. Ähnliche Gründe führen, wie die Berichte in unserem Heft zeigen, in Barcelona und in New York dazu, dass Hochschulen in zentralen Stadtteilen expandieren, um vom Standortimage der Stadt zu profitieren.
Mit seinem Hochhaus gibt sich das Fachhochschulzentrum St. Gallen von Giuliani Hönger Architekten als öffentlicher Bau in der Stadtsilhouette zu erkennen. Vier Hochschulen mit über 3000 Studierenden werden hier zusammengeführt. Wir analysieren die Architektursprache des repräsentativen Baus.
Amerika – die historische Heimat des Campus' entdeckt die Innenstadt als Hochschulstandort neu. Vier grosse Hochschulen – Columbia, NYU, das bislang ländliche Cornell und die New School – konzipieren grosse Neubauten in Manhattan. Dabei setzen Sie auf Attraktion des städtischen Umfelds und auf die Nähe zu Hightech-Unternehmen.
Markus Jakob
Seit den 1990er Jahren entwickelt sich die junge Universität Pompeu Fabra mitten im Zentrum von Barcelona. Mit sensiblen Umbauten und hochrangigen Neubauten setzt die erfolgreiche Hochschule auch architektonische Zeichen im Stadtgefüge.
Daniel Kurz
Wohnheim, Studio oder Wohngemeinschaft? Der Wohnungsbau für Studierende folgt verschiedenen Modellen. Zwei neue Projekte, die beide auf dem Prinzip der WG beruhen, könnten kaum verschiedener sein: Ein Hochhaus im Zentrum von Genf von Lacroix Chessex und eine Wohnsiedlung von Durisch + Nolli in einem Luzerner Wohnquartier.
In Brugg-Windisch und in Olten gehen die ersten zwei Campusanlagen der Fachhochschule Nordwestschweiz in Betrieb. Eine schlichte und kompakte «Denkfabrik» ist die Lösung am Bahnhof Olten; ein multifunktionaler Bau mit Wohnungen und Geschäften beherbergt den neuen Hochschulsitz in Windisch.
Harte Schale, weicher Kern: Das Amsterdamer University College von Mecanoo setzt für sein interdisziplinäres Curriculum auf offene Lernlandschaften, die zum informellen Austausch einladen. Unter dem diagonal gesetzten Schrägdach öffnen sich Lernzonen, Lounges und weite Treppenräume zum spontanen Wissensaustausch.
Philipp Carrard tritt nach mehr als 40 Jahren an der ETH Zürich und über 200 Ausstellungen in den Ruhestand. Ausserdem: Bürgerliche fordern gemeinnützigen Wohnungsbau.
Von ihrer Lehrtätigkeit im Ausland brachten Schweizer Architektinnen und Architekten oft neue Ideen für den Architekturunterricht nach Hause. Pia Simmendinger folgt den Spuren der Auswanderer.
Bassicarella Architekten aus Genf bauen den neuen Hochschulstandort der SUPSI am Bahnhof Mendrisio. Sebastiano Giannesini erläutert die Ausgangslage und das Siegerprojekt.
Warum sind Eigentumswohnungen für den Ersteller rentabler als Mietwohnungen? Marcel Scherrer erklärt die Unterschiede.
Transluzente Aussenwände aus Glasbausteinen lassen sich unter den geltenden Energievorschriften nur schwer realisieren. Spezialisierte Firmen bieten heute gesetzeskonforme Steine – Roger Boltshauser verbaut sie in einem Neubauprojekt für die ETH Zürich.
Gigon/Guyer bauten in Rorschach einen gläsernen Firmensitz für den Schraubenkönig Reinhold Würth. Der schimmernde Verwaltungsbau am See ist zugleich Kunstmuseum, Kongresszentrum – und Handwerkermarkt.
Für die Firma Stahlton Bauteile in Frick entwarfen Graber Steiger Architekten einen sinnfälligen Verwaltungsbau mit bildhafter Ausstrahlung. Die Direktheit der Konstruktion und die experimentierfreudige Verwendung der werkseigenen Materialien verweisen auf die Tätigkeit der Firma.