Mit dieser Monografie, die die Architektinnen Elli Mosayebi und Astrid Staufer als Gastredaktorinnen konzipiert und kuratiert haben, feiern wir den 100. Geburtstag von Luigi Caccia Dominioni. Der italienische Architekt hat in Mailand seit Mitte der 1950er Jahre aufsehenerregende Bauten geschaffen, die in vielem die Postmoderne vorweggenommen haben und heute noch überraschende Wege zu deren Überwindung zur Diskussion stellen. In seiner Arbeit hat es Caccia Dominioni verstanden, verschiedene Welten miteinander zu verbinden. Die Komplexität seiner Entwürfe spiegelt sich in einem vielfältigen und heterogenen Werk; um diesem gerecht zu werden, hat eine Vielzahl Autorinnen und Autoren in kurzen Beiträgen beispielhafte Projekte mit jeweils eigenem Blick analysiert, dargestellt und auch kommentiert. Dabei lag der Fokus auf der bald dreissigjährigen Schweizer Rezeption: Seine Projekte interessieren hierzulande als Referenzpunkte für die eigene Arbeit oder als historisches Material, das Zeugnis einer überaus reichen Epoche der europäischen Nachkriegszeit ist. Drei italienische Autoren ergänzen den Schweizer Blick um eine Mailänder Sicht.
Luigi Caccia Dominioni schuf fern von den Dogmen der klassischen Moderne ein höchst eigenständiges Werk von hohem narrativem Gehalt, das darüber hinaus auch surreale und provozierende Züge besitzt. Mit der Gleichwertigkeit von Alt und Neu brachte er die Geschichte als Form- und Materialreferenz in die Architektur der Moderne zurück.
Der bekannte italienische Architekt Cino Zucchi erinnert sich an die Wohnung seiner Kindheit, die ihm viel Freiraum liess und ihn für sein ganzes Leben prägte.
Loro & Parisini stellten im Industriegebiet am Naviglio Grande Baumaschinen her. Als dann Raum geschaffen werden soll, um Administration und Produktion zu vereinigen, gelingt Caccia Dominioni eine kühne Überformung.
Caccia Dominioni und die Brüder Castiglioni schufen als erste den Radioapparat als technisches Gerät für den Hausgebrauch. Mit Phonola 547 leisteten sie einen wichtigen Beitrag zur Begründung des italienischen Industrial Designs.
In der Casa Pirelli hat Luigi Caccia Dominioni sein Repertoire um das Verfahren einer parallelen Montage ausgeweitet, das es ihm erlaubt, exklusive bürgerliche Bilderwelten auf zwanglose Art in seine Raumschöpfungen zu integrieren.
Hinter der Jugendstilfassade des im Krieg zerstörten Theaters baute Caccia Dominioni einen unterirdischen Theatersaal, Büros und eine öffentliche Passage. Die Kunst von Francesco Somaini unterstützt kongenial die Entwurfsidee.
Irritierende und scheinbar unerklärliche Dissonanzen begründen den Zauber der Wohn- und Geschäftshäuser am Corso Europa. Perspektivwechsel und Faltungen lassen Brüche im Massstab des Urbanen entstehen, die dem «Stile di Caccia» seine extreme Diskontinuität verleihen.
Aus der Zusammenarbeit zwischen dem Bildhauer Francesco Somaini und Caccia Dominioni entstanden eigentliche Gesamtkunstwerke. In der (heute zerstörten) Wohnung am Corso Italia 22 kommt die gemeinsame Grundhaltung und stilistische Übereinstimmung in Struktur und dekorativen Mitteln zum Ausdruck.
An der Schwelle zwischen Innen und Aussen kommt einem bequemen und schönen Türgriff eine wichtige Rolle zu. Will man solche Designobjekte von Caccia Dominioni beschreiben, kommt man nicht darum herum, sein Schaffen in einem weiteren Kontext zu betrachten.
Es gibt im Städtebau, ähnlich wie in der Mode oder im Kino, immer wieder Revivals. Die Verschmelzung von Artefakt und Natur ist ein solcher Topos. Caccia Dominionis Siedlung San Felice synthetisiert unterschiedliche Thesen und Konzepte des modernen Städtebaus und liefert Diskussionsstoff für aktuelle Stadtentwicklungsfragen.
Seit den 1980er Jahren wird in der Schweiz über Luigi Caccia Dominioni geforscht und publiziert. Anders als in Italien, wo seine Arbeit während der 1950er und 60er Jahre in Zeitschriften zwar regelmässig präsentiert, von den wortführenden Kritikern aber aufgrund ihrer «ideologischen Unzuverlässigkeit» marginalisiert wurde, übt seine Figur auf die Schweizer Architekten einen anhaltenden Reiz aus.
Dieses Jahr hat der Bund Schweizer Architekten BSA 23 neue Mitglieder aufgenommen.
Wenn Architektur nicht an Bedeutung verlieren soll, so muss sie mit ihren ureigenen Mitteln Orte und Räume schaffen, die bewegen und grossartig sind. Ein Beitrag von Raphael Zuber.
Aus einem Baublock macht das Siegerprojekt in einem Investorenwettbewerb im luzernischen Emmen ein dichtes Kleinstadtquartier.
Mängelrügen bei Planerleistungen