Zum Wesen des Sakralen in der Baukunst hat jeder recht genaue, wenn auch vielleicht nicht reflektierte Vorstellungen und Bilder im Kopf. Denn noch vor kaum einer Generation waren die Sakralräume der Kirchen für die meisten ein selbstverständlicher Teil der Lebenserfahrung. Zu dieser Erfahrung ausserhalb des Alltags gehörte das Durchschreiten dunkler Pforten vor dem Eintritt in überwältigende, von farbig gefiltertem Licht erfüllte Räume, aber auch goldschimmerndes Halbdunkel, der Duft von Weihrauch und Kerzen, eine scheinbar tief aus der Erde emporsteigende Kühle der Luft und der feierliche Nachhall der Stimmen im Kirchenraum. Andächtige Stille ist diesen Räumen ebenso angemessen wie das gemeinsame Singen. Über diese katholisch-christliche Auffassung hinaus ist der geweihte, sakrale Raum in fast allen Religionen als Ort des Wirkens höherer Kräfte und gemeinsamer religiöser Handlungen aus der profanen Alltagswelt herausgehoben und vor Verunreinigung geschützt ist: Jesus vertrieb die Händler aus dem Tempel.
Was ist das Material sakralen Bauens? Der abendländische Kirchenbau kennt viele Elemente, die Gefühle der Erhabenheit, Demut oder Ergriffenheit wecken. Die Schwelle zwischen Aussen- und Innenraum, in Spannung versetzte Räume, Licht und Schatten, Materialkombinationen, die synästhetisch die Sinne ansprechen, Wege und Ruheplätze sowie Gemeinschaft und Einsamkeit sind Merkmale dichter Raumwirkung, in der das Sakrale anklingt.
Das Runde muss ins Eckige. Darum hat die von Luca Selva Architekten für den Fussballclub Basel entworfene Kaderschmiede einen Eingang mit den Proportionen eines Fussballtors. Feierlich wird es einem zumute, wenn man diese Schwelle durchschreitet und sich der Schritt verlangsamt; sachlich hingegen wird die Atmosphäre, sobald man sich in der Lobby und im öffentlichen Restaurant aufhält.
Am Fuss des Waadtländer Juras entstand der Sitz der Fondation Jan Michalski. Der eigensinnige Bau von Vincent Mangeat und Pierre Wahlen spielt metaphorisch mit Motiven der Landschaft – und mit Themen der Weltliteratur. Sakrale Raumphänomene sind allgegenwärtig: unter einem Portikus von 100 Säulen ebenso wie in den Räumen für Bibliothek, Veranstaltungen und Ausstellungen.
Vom einfachen Piktogramm für «Kirche» abgeleitet, erzeugt die Autobahnkapelle im Siegerland von Schneider + Schumacher Architekten unerwartet gegensätzliche Assoziationen. Zwischen Fahrbahn und Rastplatz situiert, bietet sie einen Raum der Besinnung, der in maximaler Distanz und Abweichung zum geschäftigen Umfeld Ruhe und Einkehr ermöglicht.
Eigentlich ist das von Wandel Hoefer Lorch Architekten gebaute Ökumenische Forum in der Hamburger HafenCity ein ganz normales Blockrandgebäude. Doch seine Backsteinfassade verweist an der Strasse mit seinen eingewölbten Stellen und fein gezeichneten kirchlichen Symbolen auf die besondere Funktion: Im Erdgeschoss sorgen Kapelle, Café und Veranstaltungsräume für die Ausstrahlung ins Quartier.
Am westlichen Stadtrand von Istanbul steht eine Moschee, die konventionellen Vorstellungen von islamischer Sakralarchitektur widerspricht. Das von Emire Arolat geplante Bauwerk schmiegt sich zwischen Mauern aus schwarzem Schiefer an einen sanften Abhang. Dort entfaltet es schlicht und bescheiden das traditionelle Programm rund um Gemeindezentrum, Räume für Waschungen, Hofgarten und Gebetsraum.
Die Zürcher Architekten Studer, Schneider und Primas argumentieren, dass jenseits der Vorgabenerfüllung die Sprengkraft und der kulturelle Beitrag der Architektur in der Form liegt.
Das neun Hektaren grosse Stammareal der Metall Zug AG in Zug soll erneuert, durchmischt und stark verdichtet werden – für einmal bleibt hier jedoch die Industrie bestehen, sie wird sogar ausgebaut.
Grundstücksteilung
Umwelt verstehen. Neues Lehrmittel für die Sekundarschule
Ist es nachhaltig? Drei Ausstellungen in Kopenhagen
Seit 100 Jahren bewegt sich die Architektur zwischen dem Ruf nach einer verbindlichen städtebaulichen Konvention und dem Streben nach Innovation und individuellem Ausdruck. Wo aber stehen wir heute, wir Schweizer Epigonen der Epigonen der Epigonen?
Werner Neuwirth, Sergison Bates und von Ballmoos Krucker haben in Wien am ehemaligen Nordbahnhof eine gemeinsame Sprache gefunden für ein Wohn-Ensemble, das städtebaulich besticht.
Drei Einzelbauten haben Burkhalter Sumi Architekten in Zürich figural und offen zugleich mit der bestehenden Stadt so verwoben, das Neu und Alt gleichermassen profitiert.