Bei der Arbeit an diesem Heft stellten wir fest, dass Raumprogramme und architektonische Raumordnungen nicht genügen, um die Qualitäten solcher Räume zu beschreiben. Präziser sind sie im Konzept wechselnder «Situationen» erfasst, das architektonische Gegebenheiten mit dem Handeln der darin aktiven Menschen zusammendenkt. In der funktionalen und semantischen Mehrdeutigkeit räumlicher Situationen liegt der Schlüssel zu Raumkonstellationen, die von Kindern und Erziehenden immer wieder anders genutzt, neu definiert und angeeignet werden können. Darin, und nicht in «kindgerechter» Buntheit liegt der erzieherische Beitrag.
Die Einrichtung von Kindergärten in Bestandsbauten erfordert Flexibilität. Die Verschiedenheit zwischen gestalterischem Anspruch und Erkenntnis zum Lernen von Kindern wird dort deutlich, wo sich Architektur und Pädagogik begegnen: Im Selbstexperiment hat sich unser Redaktor der Kindergarten-Wirklichkeit gestellt und von dieser Erkenntnisse zum Zusammenwirken von architektonischem und sozialem Raum abgeleitet.
Als selbstbewussten öffentlichen Bau konzipierte Felix Wettstein den neuen Kindergarten in Stabio. Die vier Gruppen sind zu einem stattlichen, zweigeschossigen Volumen zusammengefasst. Im Erdgeschoss sind die Gruppen getrennt, im oberen aber auf vielfältige Weise miteinander verbunden – so entstehen inspirierende Räume zur vielfältigen Aneignung. Geometrische Grundformen wie Quadrat, Kreis und Segmentbogen sowie ein springendes Dach prägen ordnend und verspielt die äussere Erscheinung.
Am Dorfeingang, hart an der Landstrasse, bauten sabarchitekten für die Gemeinde Stallikon ein Krippengebäude aus Holz mit Gemeindesaal im Erdgeschoss. Die mäanderförmige Erschliessung bewältigt den Gegensatz zwischen der öffentlichen, verkehrsexponierten Ebene des Erdgeschosses und den drei in sich gekehrten, dem grünen Hang zugewandten Krippengruppen, denen je ein eigenes Haus zur Verfügung steht.
Die Institutionen für kleine Kinder sind in raschem Wandel begriffen: Ausserfamiliäre Kinderbetreuung ist von der Ausnahme zum Normalfall geworden, und der Kindergarten ist heute ein Teil der Volksschule. Individuelle Förderung und Sozialisation in der Gruppe sind gemeinsame Ziele von Krippen und Kindergarten, und die langen Aufenthaltszeiten verlangen eine sorgfältige Gestaltung der Räume, die für viele Kinder ein zweites Zuhause bedeuten. Vier Beispiele aus Zürich, Genf, Lugano und München zeigen mögliche Ansätze.
Der «Bildungscampus» von PPAG Architekten im Sonnwendviertel am neuen Wiener Hauptbahnhof ist als Ganztagesschule für 1100 Kinder aller Alterstufen vom Kindergarten bis zur Mittelschule bestimmt. Die Architektur setzt ganz auf das Konzept der Lernlandschaft: Die drei Schulstufen sind in Clustern organisiert und vom Aussenraum wie ein Schwamm durchdrungen. Ein Aussen-Klassenzimmer ist nicht die einzige Erfindung des Projekts.
Im Eck eines Blockrands im Kopenhagener Stadtteil Amager entwarf die dänische Architektin Dorte Mandrup ein Kulturhaus für Kinder. Im Vorfeld der Planung befragte sie Kinder und Jugendliche über ihre Wünsche und Vorstellungen. Das Resultat ist ein unbeschwerter Bau mit komplexem Innenleben, der zu kreativen Aktivitäten in der Gruppe und zu stillem Beobachten einlädt.
Neue Brandschutznormen in der Schweiz
Hundeköpfe für die Schweiz! Dieter Dietz postuliert für Zürich eine Ringbahn, die bestehende Schwerpunkte rund um die Stadt verbindet und die Hierarchien des Stadtraums neu definiert. Lesen Sie diesen Artikel online
Die neue Stadt in der Gartenstadt. Wettbewerb Schwamendinger-Dreieck in Zürich. 1. Rang: BS + EMI Architektenpartner, Zürich, mit Hoffmann & Müller Landschaftsarchitektur, Zürich
Unterschätzter Unterhalt. Kosten lassen sich bei Umbauten und Renovierungen nicht immer rentabilisieren.
Haftung für Kostenprognosen? Präzisierung der bundesrichtlichen Rechtsprechung
Zwei Bücher zum Bauen in den Bergen sowie Ulrike Sturm analysiert den deutschen Reformstädtebau von 1930.
«Textbau», Ausstellung im S AM Basel
Mit dem Wettbewerb «Erstling» suchte werk, bauen + wohnen und der Bund Schweizer Architekten BSA junge Talente in der Architekturkritik. Wir veröffentlichen die besten Beiträge. Eine Neubegegnung mit dem Haus Kucher von Valerio Olgiati macht den Auftakt.
Das neueste Werk von Christian Kerez ist ein Mehrfamilienhaus, bei dem an einer Ecke eine Stütze «fehlt». Der für ihren Ersatz aufgewendete Kraftakt stellt eindringlich die Frage nach den Grenzen von Architektur und Statik.
Ein schimmerndes Hochhaus und die umgebaute Halle des Zollfreilagers bilden zusammen den neuen Campus der Künste auf dem Basler Dreispitz und zugleich die Anerkennung für die Verwandlung dieses Logistik- und Gewerbeareals in ein durchmischtes Quartier.