Was läuft eigentlich noch im Dorf? Die überschaubare Siedlung auf dem Land war immerhin einst die dominierende bauliche und lebensweltliche Struktur der Schweiz – und stets ein Gegenmodell zur Stadt. Das «klassische» Dorf als drittes Element verliert an Bedeutung. Der Prozess der Landflucht ist ein Teufelskreis: die Nahversorgung schliesst, das Leben verliert an Attraktivität. Veränderung oder Stillstand: Nirgends sonst stellt sich die Frage nach der Transformation so drängend wie in den Dörfern. Aber wie lässt sich der Charakter bewahren, trotz Zwang zum Wandel? Die Sozialstruktur des Gemeinwesens, die spezifischen städtebaulichen Muster, aber auch das einprägsame landschaftliche Umfeld stehen in Frage. Wie grundlegend anders die Ausgangslage auf dem Dorf ist, zeigt sich in der Doktrin der inneren Verdichtung. Der Zonenplan mit seinen gleichmässig durchgefärbten Flächen entpuppt sich in dieser Situation als nivellierendes Instrument, das Drama spielt sich innerhalb der Bauzone ab: Die offene Bebauungsstruktur und besonders die Flächen der Obsthaine und Wiesen tragen genauso zum Charakter eines Dorfes bei wie die jeweils typische Konfiguration von Häusern, Strassen und Plätzen.
Was bewegt einen jungen Architekten dazu, mitsamt Familie und Büro von der Stadt aufs Dorf zu ziehen? Lando Rossmaier stellt sich den kritischen Fragen von Caspar Schärer im Briefwechsel. Sein neuer Wohnort Ennenda im Glarnerland erscheint dabei als ideale Wahl: Es gibt dort Spielräume, der Architekt ist nahe an den Leuten. Und die Kosten sind weniger hoch als in der Stadt.
Der stellvertretende Geschäftsleiter des Schweizer Heimatschutzes und ein erfahrener Architekt und Ortsplaner vermissen die ganzheitliche Sicht auf das Dorf, diskutieren die ungebrochene Aktualität der ISOS-Inventare und erörtern die schwer zu bändigende «Zersiedelung nach innen».
Valendas bei Ilanz in Graubünden ist nicht mehr was es mal war – und doch ist es wieder ein Dorf im besten Sinn. Dank der beherzten Initiative einer Bürgergruppe konnte nach dem Niedergang in den 1970er Jahren das Leben zurückgewonnen werden: Häuser wurden renoviert und erweitert, ein Gasthof gegründet, das Leben kehrte zurück. Die beteiligten Architekten Capaul & Blumenthal und Gion Caminada zeigten dabei Verantwortung und Feingefühl.
Der örtliche Grossverteiler ist Dreh- und Angelpunkt des dörflichen Gewerbes. Zieht er weg, verschwinden auch die kleineren Läden. Mit ganz unterschiedlichen Strategien konnten das ländliche Schmitten und die Agglomerationsgemeinde Geroldswil den Coop im Dorfzentrum halten. Voraussetzung sind 1 000 Quadratmeter Verkaufsfläche.
Weitab von den städtischen Zentren sorgt ein erratischer Findling der Hochkultur für Umsatz. Das Konzerthaus im deutschen Blaibach von Peter Haimerl ist ein in die Erde eingelassener Monolith. Hinter der einprägsamen Gestalt stehen persönliches Engagement und vor allem eine Strategie für das gesamte Dorf, die dank zahlreicher Fördermittel zur Belebung beiträgt.
Mehr vom Gleichen hilft nicht weiter – für die Entwicklung des öffentlichen Verkehrs braucht es raumplanerische Ziele. Statt der weiteren Stärkung der Zentren fordert der Raum- und Verkehrsplaner Marc Schneiter einen Ausbau tangentialer Verbindungen dort, wo das Auto immer noch vorherrscht. Lesen Sie diesen Artikel online
Als letzter Deutschschweizer Kanton plant Bern einen neuen Fachhochschulcampus mit Standort in Biel. Pool Architekten gewannen mit einem Vorschlag, der Raum für informelle Kontakte bietet.
Am Hauswart liegt es, Gebäude und Menschen zusammenzubringen. Die technische Aufgabe hat auch eine soziale Dimension, das zeigt ein neues Buch von Ignaz Strebel. Und: Dem eigensinnigen Bau der Universität Miséricorde von 1941 widmet das Architekturforum Freiburg ein grossartiges Buch.
«Es ging mir nicht um Didaktik» – Rahel Hartmann-Schweizer spricht mit Fredi M. Murer über seinen Beitrag an der Ausstellung Filmbau im SAM Basel.
Eine Reise zu drei Bauten des Architekten Bernard Quirot in der französischen Provinz bringt Architektur von überraschender Präsenz und thematischer Stimmigkeit zutage. Ein eng geknüpftes Netzwerk, klares Rechnen und das Wissen um Machbarkeit schufen trotz widrigster Umstände ein kleines Architekturwunder.