Zwischen unserer Recherchereise Ende September 2015 und der Drucklegung dieses Hefts lagen Ereignisse, die Europa verändert haben: Die Anschläge vom 13. November in Paris und die anschwellenden Flüchtlingsströme. Jüngst ist also die europäische Stadt in den Blick geraten: Das Zentrum von Paris, die Einwandererquartiere im Brüsseler Molenbeek – oder das Antwerpener Borgerhout. Die aktuellen Völkerwanderungen bestärken uns im Eintreten für eine durchmischte Stadt, die Paola Viganò und Bernardo Secchi, in ihren Vorschlägen zur Entwicklung von Antwerpen auch «poröse Stadt» genannt haben. Der mit diesem Begriff verbundene Aspekt der grundsätzlichen Offenheit und Durchlüssigkeit einer Stadtstruktur hat heute an Brisanz gewonnen. Stadtentwicklung und Architektur leisten einen zentralen Beitrag zu einer sozialen Mischung der Bevölkerung als Basis für ein friedliches Miteinander. Der Antwerpener Ansatz zur Akupunktur in den dichtesten Stadtgebieten – dem labyrinthischen Borgerhout im östlichen Teil der Kernstadt – oder dem Nachverdichten zwischen windigen Hochhausscheiben am linken Scheldeufer sind ein Schlüssel für eine Stabilisierung der sozialen Verhältnisse der Stadt und ihrer Kultur. Mit unvergleichlicher Unbefangenheit hat die flämische Architekturszene die Bedingungen des Bauens akzeptiert und in fruchtbare Konzepte gegossen.
Die italienische Architektin und Städteplanerin hat zusammen mit Bernardo Secchi zwischen 2003 und 2006 den Strukturplan ausgearbeitet, nach dessen Vorgabe sich die Stadt Antwerpen entwickeln soll. Bei ihrer Arbeit stiess sie auf fundamentale Bereitschaft für Neues und den nötigen politischen Willen für Veränderungen. Bei der Konzeption des Plans standen Offenheit und das tolerante Zusammenleben der Menschen im Mittelpunkt.
In Borgerhout, einem von Armut gekennzeichneten Quartier, hat die AG Vespa, ein städtisches Unternehmen für Liegenschaften- und Stadtentwicklung, einzelne Parzellen gekauft, mit innovativen Architekten entwickelt und an urbane Pioniere wieder verkauft. Wohnnutzung wurde hier als städtebauliche Akupunktur betrieben. Gentrifizierung einmal anders.
Die Peripherie ist die aktuell grösste Pendenz der Antwerpener Stadtplanung. Ausserhalb des Umfahrungsrings, des «Gürtels des 20. Jahrhunderts» geht es darum, im Sprawl das anhaltende Wachstum der Stadt als einen Hebel der Verbesserung zu nutzen. Verdichten ist ein probates Mittel, um gemäss der Studie Labo XX städtebauliche Themen wie Verkehr und Infrastruktur mit anstehenden Projekten zu verknüpfen.
Zwischen riesigen Lagerhallen steht wie eine Laterne ein kleines Häuschen für die Hafen-Feuerwehr. In den riesigen, weitgehend automatisierten Industriekomplexen ist der Mensch nur mehr Wächter für den Notfall: Der einstmals für den Hafen entscheidende Bezug zur Stadt ist zum abstrakten Symbol geworden.
Das dem Zentrum Antwerpens gegenüberliegende linke Ufer der Schelde wurde im 20. Jahrhundert mit Grossüberbauungen zur Projektionsfläche einer besseren Stadt. Der windigen Leere des mangelhaft umgesetzten modernistischen Stadtentwurfs begegnen nun Projekte der Architekten De Smet Vermeulen, De Vylder Vinck Taillieu und anderen, die mit klar umrissenen Stadträumen und öffentlichen Nutzungen den menschlichen Massstab einführen.
Der Ruf der modernen Architektur sei beschädigt, wird kolportiert. Der Architekt Jürg Graser widerspricht vehement und fordert eine Abkehr vom Denken in historischen Referenzen.
In elf Jahren soll in der Ostschweiz die nächste Landesausstellung Expo 2027 stattfinden. Ruedi Weidmann stellt den 2014–15 durchgeführten Konzeptwettbewerb vor.
Liegt ein Schaden an einem eben erstellten Bauwerk vor, so lohnt es sich, diesen vor der Behebung zu dokumentieren. Was dabei beachtet werden muss, regelt die Zivilprozessordnung.
Martin Tschanz hat jüngst seine Dissertation über Die Bauschule am Zürcher Technikum, die Vorläuferin der heutigen Architekturabteilung an der ETH, publiziert. Dieter Schnell würdigt die Buchfassung.
Architektur ist auch ein Vorwand, um in der Welt herumzukommen, natürlich. Aber Architektur ist selbst eine Form des Reisens: Der steten Neugierde und Getriebenheit, der Welt-Erkenntnis. Wenn Reisen und Architektur ein Leben ausmachen, dann ist Architektur ...
Die Londoner Architekten DRDH haben im norwegischen Bodø einen neuen Stadtkern geschaffen: Ein Konzerthaus und eine Bibliothek bilden der Fussgängerzone eine einladende Front.