Meldungen über Produktionsverlagerungen, Entlassungen und Betriebsschliessungen jagen sich gegenwärtig. Das Schlagwort Industrie 4.0 verheisst mit der digitalen Integration ganzer Produktions- und Dienstleistungsketten tiefgreifenden Wandel. Gleichzeitig regt sich ein neuer Trend, die Wiederansiedlung der Produktion unmittelbar in den Städten, direkt vor der Haustür: In kleinen FabLabs und mit Hilfe von 3D-Druckern sollen Alltagsgüter repariert oder sogar ganz hergestellt werden. Bei den Recherchen zu diesem Heft gelangten wir zur These, dass weder das eine noch das andere für sich alleine dem entspricht, was auf uns zukommt. Wir glauben, dass es kein Zufall ist, wenn wir in kurzer Zeit mehrere Industriebauten besichtigt haben, die Produktion oder angewandte Forschung mit Büroarbeit verbinden. Die durch solche räumliche Nähe beharrlich angemahnte Innovation muss mehr sein als der sprichwörtliche Strohhalm, an den sich Europa klammert: Unser Kontinent ist darin nach den USA noch immer führend, dies hat tiefliegende mentale Gründe. Der Architektur kam bei einigen der in diesem Heft vorgestellten Beispiele eine mehrfache Aufgabe zu: Als Repräsentation einer Geschäftsidee, als Mittlerin von Innovation und als direkte Ermöglicherin von Entwicklungsprozessen durch die clevere räumliche Organisation – man kann auch sagen: durch Typologie.
Für die Liechtensteiner Firma Hilti bauten Giuliani Hönger Architekten ein Innovationszentrum in Schaan. Der langgestreckte Bau dient der Entwicklung und Erprobung neuer Produkte und Dienstleistungen. Bei der Konzeption des Gebäudes spielte die unmittelbare räumliche Nähe der verschiedenen Bereiche eine entscheidende Rolle. Dies führte zu einer hofartigen Typologie, bei der Werkstätten, Labors und offene Büroflächen die zentrale Versuchshalle umgeben.
An der Erstellung des Pflichtenhefts für das neue Innovationszentrum von Hilti war das Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO intensiv beteiligt. Seine Experten unterziehen den fertigen Bau einem Faktencheck.
Für die Fensterbaufirma Sky-Frame bauten Peter Kunz, Atelier Strut in Frauenfeld einen neuen Produktions- und Hauptsitz. Flexibilität der Raumstruktur und gleichwertige Arbeitsplätze mit hoher Aufenthaltsqualität zeichnen den Neubau aus. Ein hängender Garten schmückt die Hauptfassade, und der Hof des Dachgeschosses steht allen Mitarbeitenden offen.
Beim Münchner Mittelständler HAWE, der seine Hydraulik-Systeme in einem neuen Industriepark im Allgäu produziert, sind nur noch wenige Arbeiter unterwegs. Unter dem Shed-Licht der vier Produktionshallen surren emsig Roboter und Automaten. Das Layout der Fabrik folgt präzise der Logik des Warenflusses. So sitzen die Büros, Kommandobrücken gleich, zwischen den Hallen. Von dort aus hat man alles im Blick und unter Kontrolle.
Der 3D-Drucker lässt die Träume ganz hoch fliegen: Bald schon lassen sich ganze Städte ausdrucken, heisst es allenthalben. Tatsächlich leistet die Technik bereits heute Erstaunliches, und zahlreiche kluge Köpfe arbeiten theoretisch und praktisch intensiv an der Weiterentwicklung des 3D-Drucks. Aber gerade die langlebige Architektur erweist sich als zähes Terrain.
Der 120 Hektaren grosse Brooklyn Navy Yard, wo einst 70 000 Werftarbeiter Schiffe für die US-Marine bauten, rostete jahrzehntelang vor sich hin, bis ihn die Stadt New York zur Ansiedlung neuer Industrien bestimmte. Seither bezogen vor allem neu gegründete Betriebe des Maker Movement – vom Lebensmittelhersteller über Rooftop-Farmer bis hin zu Co-Working-Büros und Hightech-Firmen die denkmalgeschützten Bauten am East River – dank städtischem Schutz trotzt das Gewerbe dem Druck der Immobilienspekulation.
Jetzt teilnehmen! werk, bauen + wohnen und der BSA Schweiz haben den Wettbewerb Erstling zur Architekturkritik ausgeschrieben. Gesucht werden kluge Texte über neu entdeckte Erstlingswerke.
In Heft 6 – 2015 hat Tibor Joanelly das Phänomen des Neuen Realismus in Verbindung zur neueren Deutschschweizer Architektur gebracht. In einem zweiten Aufsatz sagt er, wie man mit dem Neuen Realismus navigieren kann.
Zwei Wettbewerbe wurden in Mendrisio auf benachbarten Grundstücken und nahezu zur gleichen Zeit ausgelobt: Erweiterungen für das Spital Beata Vergine und die Accademia di architettura. Die Resultate hinterlassen einen zwiespältigen Eindruck.
Terrassenhäuser können als Stockwerkeigentum organisiert sein oder als Einzelparzellen mit Überbaurecht. Kritisch wird es in beiden Fällen, wenn Renovationen an der Gebäudehülle
anstehen.
«Let’s work really hard!»: Wer Architektur macht, kennt durchwachte Nächte. Im grossartigsten Architekturbüro der Welt wird eine Stadt entworfen, irgendwo in der Wüste Arabiens, und unser Kolumnist kämpft gegen den Schlaf.
Das weltweit älteste erhaltene Panorama-Rundbild zeigt die Stadt Thun um 1814. Sein Schutzbau im Schadaupark hat nun durch die Luzerner Architekten Graber & Steiger eine Erweiterung erhalten.