Glücklich schätzen sich diejenigen, die Bauherrschaften oder Investoren nach der x-ten Sparrunde ein Prozent Rendite abtrotzen. Ein Prozent, das schnell ausgegeben ist für einen etwas grobkörnigeren Putz, grössere Fenster oder bessere Balkongeländer. Wenn der so geschaffene Mehrwert nicht wiederum der Rendite zugeschlagen wird, dann wird es interessant: Er kann in soziales oder architektonisches Kapital umgemünzt werden (am besten gleich in beides). Gemeinschaftliches Kapital kommt allerdings nicht von alleine zustande, und mit Sparsamkeit alleine ist es nicht getan. Die in diesem Heft gezeigten Beispiele sind jedes für sich Resultat eines besonderen Engagements, das in einem oftmals langwierigen Prozess initiiert, konsolidiert und entfaltet werden musste. Aushandlungsprozesse benötigen soziale Ressourcen. Und diese «Investitionen» sind auch für das Gelingen von Architektur unverzichtbar. Den meisten Beispielen ist die Logik der Nische gemeinsam. Damit ein ideeller Mehrwert erzielt wird, müssen rentablere Alternativen fehlen oder das Grundstück anderweitig dem Zugriff des Markts entzogen sein. So kann es sein, dass Wohnen unerwartet erschwinglich wird.
Wer wenig Miete zahlt, gewinnt Freiheit, sein Leben zu gestalten und genau die Dinge zu tun, die darin wichtig sind. Das rechtfertigt den Verzicht auf Fläche und Komfort – doch warum bietet der Markt so selten wirklich preiswerten Wohnraum an?
Das Areal der traditionsreichen Bindfadenfabrik Zwicky liegt tief in der Agglomeration, eingezwängt von Strassenkreuzungen, Tram- und Bahnviadukten. Wie ist die Idee gemeinschaftlichen Wohnens und Arbeitens hier gelandet? Funktioniert Partizipation im Alltag auch mit Menschen, die sie nicht eigens gesucht haben? Eine Reportage aus der mehrfach preisgekrönten Überbauung zwischen Dübendorf und Wallisellen von Schneider Studer Primas Architekten, in der Wohnen und Arbeiten zusammenkommen.
Die schweizerisch-niederländische Architektengemeinschaft Haratori/Winhov nutzte Erfahrungen aus der Schweiz, um auf dem Campus von Eindhoven ein fast unschlagbar kostengünstiges Haus für Studierende zu realisieren. Die schwere Vorfabrikation erlaubt nicht nur eine tektonische Gliederung der Fassade, sondern lässt auch im Inneren mehr Raum. Neben den üblichen Studios wurden Wohngemeinschaften und Aktionsräume möglich.
In Winterthur-Dättnau hat Jakob Steib ein Projekt zwanzig Jahre nach dem Wettbewerb fast unverändert realisiert. Das bietet Anlass zu einem Gespräch mit dem jungen Kollegen Johann Reble über die Zwänge und Freiheiten im preiswerten Wohnungsbau, wo scheinbare Kleinigkeiten ins Gewicht fallen – und über Entwurfsziele damals und heute.
Im engen Dorfkern von Domat-Ems möchte eigentlich niemand wohnen – ausser er erhält dafür mehr Wert als auf der grünen Wiese. Der Architekt Raphael Zuber widersetzte sich der alltäglichen Praxis von Angebot und Nachfrage und setzte auf die Karte Architektur. Mit billigen Materialien schuf er ein Wohnhaus, das im Rauschen des Gewöhnlichen ringsum einen besonderen Ort auszeichnet.
Ersatzneubauten sind ein Motor der Erneuerung im Wohnungsbau, doch mit ihnen verschwindet immer auch erschwinglicher Lebensraum. Mit der Instandsetzung einer Zürcher Wohnsiedlung zeigen Fahrländer Scherrer Architekten, dass es Alternativen gibt. Die Sanierung ist kaum sichtbar – und dank einer geschickten Rochade wurden geräumige Wohnküchen geschaffen – das alles für wenige hundert Franken Mietaufschlag.
Hochhäuser überall und ohne besondere gesetzliche Einschränkungen? In der von uns lancierten Debatte plädiert der Städtebauer Christian Blum für die sorgfältige Setzung hoher Bauten.
Das Siegerprojekt der ARGE Steib Geschwentner und Tobler Gmür erklärt den Innenhof zum belebten Zentrum der Hochhausbebauung am verkehrsreichen Luzerner Bundesplatz. Ansätze zu einem grossstädtischeren Ausdruck der Überbauung werden auf die Plätze verwiesen.
Das Bauhandwerkerpfandrecht wirkt auch, wenn die Bauherrschaft ihren Verpflichtungen bereits nachgekommen ist. Neu kann trotz der Unpfändbarbarkeit von Gemeindegrundstücken eine verbindliche Bürgschaft der Gemeinde eingefordert werden.
Zwischen Politik, Organisation und Architektur: Florian Heilmeyer präsentiert drei praxisnahe Publikationen zum preiswerten Wohnungsbau und Roland Züger empfiehlt intellektuelle Fingerübungen eines internationalen Architektennetzwerks.
In Antwerpen zeigt das Vlaams Architectuurinstituut Projekte des Büros De Smet Vermeulen. Und in Weil am Rhein stellt das Vitra Museum Fragen zur künftigen Rolle des Roboters.
Der Wettbewerb «Erstling» für Architekturkritik geht in die zweite Runde. Tiago Borges aus Lausanne eröffnet die neue Serie mit Reflexionen über Pavillonbauten im Berner Wildermettpark von Camponovo Baumgartner Architekten.
Camponovo Baumgartner Architekten finden Sie auch in unserem Schaufenster JAS Junge ArchitektInnen Schweiz
Die Quartierschule Chandieu in Genf von Atelier Bonnet besetzt eine Lücke im radialen Grüngürtel, der nach dem Plan von Maurice Braillard die Innenstadt mit dem Umland verbindet.
Heizzentrale in Losone TI von Buzzi studio d’architettura, Locarno