Alltag in der Altstadt wie im gutbürgerlichen Wohnquartier: Junges Grün umschmiegt alte Mauern wie ein schützender Wettermantel. Efeu, Glyzinien, wilder Wein, je nach Jahreszeit blühend, duftend, summend. Nicht nur die Bienen finden an der Hauswand reiche Ernte. Trauben, Birnen, Aprikosen – allerlei Obst wächst am Spalier. Der Reformwohnungsbau im frühen 20. Jahrhundert bis hin zu Heinrich Tessenow ist durchwachsen von dieser Idee, das Spaliergitter Erkennungszeichen von Selbstversorgung und Naturidylle. Die verführerische Pracht der Vegetation lässt ein Bedürfnis anklingen, die Natur aus der Nähe, im Alltag zu erleben. Man kann den Trend zum Grün als Reaktion auf die Entfremdungserfahrungen der Moderne erklären. Aber dem Hype um Bäume auf Hochhäusern und Gärten in der Vertikalen schlägt auch tiefes Misstrauen entgegen. Das Dynamische des Grüns, die Veränderlichkeit als Teil der Architektur zu erkennen, läuft vielen zuwider. Das Heft bietet zudem eine gute Grundlage zum Training für den Klimawandel.
Wo es eng wird in den Städten und Bäume keinen Raum zum Wurzeln finden, bieten begrünte Fassaden eine noch viel zu wenig genutzte Alternative. Sie sind wirksam gegen die Folgen des Klimawandels und bringen den Menschen Natur näher. Das muss nicht teuer sein: Wenn die Pflege genau vorausgeplant wird, laufen verbreitete Vorurteile gegen das wuchernde Grün ins Leere. Es ist Zeit, dass sich Architekturschaffende Pflanzen als Entwurfsmittel aneignen.
Als städtische Wohnform bleibt das Terrassenhaus meist ein Fremdkörper, der sich nur schwer in die Ordnung des Blockrands integrieren lässt. In Wien und Mailand finden sich jedoch erstaunliche Beispiele, wo die Integration des Stadtgrüns gelungen ist und die Bewohner sich am Garten vor der Balkontür erfreuen können.
Ist es das Gefühl des Verlusts – von Landschaft und Natur, gar des Paradieses – das Architekten von bewachsenen Häusern träumen lässt? Die Romantik liess sich von der Ruine faszinieren, wo Zerfall und neues Leben eins werden, und die konservative Moderne eines Heinrich Tessenow verband das Gebaute gern mit Vegetation. Im Sinn des Stoffwechsels sind organische Strukturgedanken zudem auch ohne lebende Pflanzen ein bedeutendes Motiv der Architektur.
Milliarden werden in den Ausbau der Bahn investiert, doch das meiste Geld fliesst in den Ausbau bestehender Strecken und Verbindungen. Über den gezielten Einsatz der Mittel im Sinn der Raumplanung wird viel zu wenig nachgedacht, mahnt der Experte Paul Schneeberger.
Das Zürcher Hochschulquartier ist Schauplatz eines umstritttenen städtebaulichen Grossvorhabens. Die parallelen Wettbewerbe für das Universitätsspitals und das Forum UZH zeigen, dass eine kontextverträgliche Lösung möglich ist.
Das Schweizerische Architekturmuseum S AM stellt dem Gerede von Dichtestress die Ausstellung Dichtelust entgegen, die ein breiteres Publikum anstecken soll. Das Vitra Design Museum widmet Balkrishna Doshi die erste grosse Schau ausserhalb Indiens. Und das Architekturforum Zürich vertieft das Thema dieses Hefts mit der Ausstellung Gebäude.grün.
Eine mal unterhaltsame, mal quälende Lektüre: Bei seinem Unterfangen, die ganze Geschichte der Architektur auf 288 Seiten zu erzählen, hat Günther Fischer ein Werk verfasst, das reizvolle Blicke hinter den Vorhang gewohnter Deutungen wirft, aber auch Widersprüche aufweist.
Mit dem Ecoquartier Jonction im Zentrum von Genf haben Dreier Frenzel eine durchmischte Überbauung in hoher Dichte geschaffen, in der ganz unterschiedliche Wohnwelten und Gewerbenutzungen zusammenkommen. Im Hochhaus der Genossenschaft CODHA bot die Stützen-Platten-Konstruktion maximale Flexibilität für die partizipativ erarbeiteten Wohntypologien.
Partizipative Planung bereitete die Basis für das Gemeinschaftswohnen im Hochhaus; die Gemeinschaftstrukturen waren beim Bezug schon etabliert. Doch was bedeutet es für die Architekten, wenn so viele Menschen über Typologien und Materialisierung mitbestimmen?