Unter dem raumplanerischen Diktat der Siedlungsentwicklung nach innen plant man heute immer dort, wo schon etwas steht. Das bedingt eine bessere Abstimmung der Planung und Mitsprache der Bevölkerung; Planung wird komplexer als bisher. Dabei wird deutlich: Der öffentliche Raum bestimmt die Qualität der Entwicklung – und nicht die einzelnen Bauprojekte. Der Subventionsanreiz der Agglomerationsprogramme des Bundes hat viel dazu beigetragen, den Immobilien-Goldrausch in den Agglomerationen in geordnete Bahnen zu lenken, den Langsamverkehr und den ÖV zu stärken und Freiräume sicherzustellen. Denn die Programme schreiben heute zwingend vor, die Planung von Verkehrstrassen und Siedlungsgebieten im Verbund anzugehen. Vor allem aber bewirken sie eine zuvor kaum denkbare Bereitschaft zur Kooperation, Planung und Problemlösung über Gemeinde- und sogar Kantonsgrenzen hinweg. Denn Verkehrsfragen können einzelne Gemeinden ebenso wenig im Alleingang bewältigen wie etwa die Erschliessung der meist dringend benötigten Erholungsräume in den dicht beplanten Gebieten. So rücken die einst vernachlässigten Rand- und Grenzlagen in den Mittelpunkt des Interesses. Nicht nur politische Grenzen stehen zur Disposition, wenn qualitätsvoller Lebensraum entstehen soll, sondern immer mehr auch die Parzellen- und Eigentumsgrenzen.
Nur wer weiss, was er will, kann in der komplexen Planung der Agglomeration Qualität schaffen. Klare Ziele und Strategien sowie starke Leitungsstrukturen sind die Voraussetzung für erfolgreiche Agglomerationsprojekte. Zentrale Herausforderungen bilden dabei die Stärkung des öffentlichen Raums und die Erschliessung von landschaftlichen Freiräumen. Der Ouest lausannois steht vor dem Paradigmenwandel: auf die Transformation von Arealen folgt die territoriale Gesamtsicht.
Die Agglomerationsprogramme des Bundes verpflichten. Auch das sankt-gallische Wil, das mit 37 Millionen Franken den Impuls aus Bern aufgenommen hat und der Forderung nach einer koordinierten Raumentwicklung nun nachlebt. Dabei sollen die Gelder ebenso in den Verkehr fliessen wie in die Siedlungsplanung. Ein Pionierprojekt gibt's obendrauf: Unter dem Namen Wil West wird ein Gewerbegebiet entwickelt, das entsprechende Vorhaben von 22 Gemeinden bündelt – auch über Kantonsgrenzen hinweg.
Ohne das Buch Zwischenstadt würde Planung in der Agglomeration heute wohl anders aussehen. Sein Autor Thomas Sieverts erzählt im Gespräch mit Stefan Kurath, wie er zu seinem prägenden Begriff gekommen ist, auf welche Widerstände sein Konzept stiess und wo dessen Aktualität heute noch liegt: in planerischen Antworten auf den Klimawandel.
Die städtebauliche Qualität eines Entwurfs muss nicht leiden, wenn die Bevökerung mitredet. Der Basler Vorort Birsfelden führte für die Aufwertung und Verdichtung seines öffentlichen Zentrums ein aufwändiges Mitwirkungsverfahren durch. Und erhielt dabei ein nicht nur politisch tragfähiges, sondern auch städtebaulich überzeugendes Projekt. Der gefasste Raum im Entwurf von Harry Gugger und Westpol hat das Potenzial, ein funktionierender Begegnungsort für alle zu werden.
Die Zürcher Vorstadt Schlieren erscheint nicht zum ersten Mal bei wbw. Das hat seine Gründe: Schon sehr früh sind dort Weichen gestellt worden, Schlieren plant mittels Leitbildern, die in Politik und Bevölkerung verankert sind und stellt Forderungen an die Investoren. Nach dem Wegzug der Industrie hat proaktive Planung kontinuierlich und nachhaltig Mehrwert geschaffen; heute ist Schlieren ein Vorbild.
Werner Binotto betrachtet das Thema der Nachhaltigkeit aus der Sicht des Kantonsbaumeisters: Eine hohe Gewichtung technischer Aspekte führt zu steigenden Betriebs- und Unterhaltskosten, die für ein Gemeinwesen eine erhebliche Belastung bedeuten können. Low-Tech-Lösungen böten eine vernünftige Alterative.
Im Zentrum Architektur ZAZ steht Zürich im Mittelpunkt. Die erste grosse umfassende Schau zeigt die Stadt aus kontroverser Sicht. Ähnlich kontrovers rezipiert wurde die moderne Architektur im Toggenburg; und nicht weniger streitbar sind in Wien Rezepte gegen die Krisen unseres Planeten. Artikel online lesen
Ein grosses Buch öffnet einen kleinen Spalt in das hermetische Werk des japanischen Architekten Kazuo Shinohara. Ein Buchtipp plädiert für die Öffnung von Erdgeschossen in Zürich und darüber hinaus, ein zweiter handelt von offenen Türen und Wohnrealitäten in Osteuropa.
Zum Tod von Marcel Meili, 1953 – 2019
Im Juradorf Nuglar baute Lilitt Bollinger Studio mit Buchner Bründler aus Basel eine Produktionsstätte für Kirsch und Wein zu Büro, Ateliers und Wohnungen um.