Bei aller Vielfalt der in diesem Heft angedeuteten Wege: Mit der Klimakrise geht es uns wie dem Kaninchen vor der Schlange. Der Blick wird starr in Erwartung des Unvermeidlichen. Der Imperativ «Vermeide CO₂!» engt ein, vor allem die Architektur. Mit diesem Heft sagen wir dem Kaninchen: Schau genau hin und handle! Eine gute Prioritätenliste bieten die «neun R» der Nachhaltigkeit: refuse (Verzicht auf die Nutzung von Rohstoffen), reduce (weniger Rohstoffe), reuse (durch die Verwendung von gebrauchten oder geteilten Produkten), repair (und Unterhalt), refurbish (Umbauen), remanufacture (Herstellung neuer Produkte aus den Bestandteilen alter), repurpose (Umwidmung), recycle (die mechanische oder chemische Umformung von Material), recover (das Wiedergewinnen von Energie). Nimmt man sich diese Reihenfolge zu Herzen, ist plötzlich wieder Luft zum Atmen da.
Kerstin Müller von Baubüro In Situ stellt sich den kritischen Fragen der Redaktion und erklärt, warum die Wiederverwendung die sauberste Lieferkette am Bau aufweist. Anhand ihrer jüngsten Realisierungen in Basel und Winterthur spricht sie über die Hindernisse bei der Planung und beim Bauen und verrät, wie In Situ seine Bauherren vom guten Tun überzeugt.
Vor den Toren Luzerns steht das Recyclingcenter von Huber Waser Mühlebach. Nicht nur die hier gesammelten Stoffe, sondern auch die Gebäude sind recyclierbar: aus Holz aus lokalen Wäldern, ohne Schaum und Klebstoffe, einfach demontierbar. Die Konstruktion folgt streng der Systemtrennung, die auch den Ausdruck der Räume bestimmt.
Für BC Architects aus Brüssel sind Gebäude gleichzeitig Prototypen und Forschungsprojekte. Deshalb gründeten sie BC Materials zur Produktion von Baumaterialien und BC Studies, um beim Bauen mit Recycling und Lehm zu beraten – ein ganzheitlicher Ansatz. Originaltext Niederländisch
Nach dem Vorbild des japanischen Metabolismus forscht man in Berlin oder Lausanne zur Wiederverwendbarkeit von Tragsystemen. Die Gestaltung der Bauteile selbst wie auch möglichst clevere Verbindungen eröffnen der Architektur neue Spielräume.
Ein Nicht-Architekt als Kantonsbaumeister? Stadtbaumeister als subalterne Funktion? Daniel Kurz ist besorgt um die Entwicklung der öffentlichen Bauämter. Artikel online lesen
Der Climate Action Plan CAP der Klimastreik-Bewegung fordert einen umfassenden Umbau der Gesellschaft. Was heisst das für die Architektur? Ludovica Molo und Friederike Kluge geben erste Antworten in der gemeinsamen Serie von werk, bauen + wohnen und Hochparterre.
Die 1980er Jahre sind längst auch im Architekturdiskurs angekommen. Die Berliner Situation mit einer eigenen Programmatik im Ost- wie im Westtteil der Stadt ist einmalig und Gegenstand des lesenswerten Buchs Anything Goes?, das eine aktuelle Ausstellung begleitet. Das Buch Spolien ergänzt unser Heftthema um eine Facette der Architekturgeschichte.
Barbara Wiskemann hat sich für uns in der Schau Critical Care im Zentrum Architektur Zürich umgesehen. Zudem empfehlen wir die monografische Schau über Werner Düttmann in Berlin sowie Big City Life im Cartoonmuseum in Basel.
1986 gewann das St. Galler Büro Benz Engeler mit der St. Galler Primarschule Hof seinen ersten Wettbewerb. Deren Ergänzung um neue Räume für die Betreuung war 2019 der Erstling von Hutter Zoller Architektur.
Auf die Bewegung der vorbeifahrenden Gotthardzüge reagiert die Fachhochschule SUPSI in Mendrisio von Bassi Carella Morello. Ihr Inneres überrascht mit einem Atrium, das wie ein städtischer Strassenraum funktioniert und die versetzten Ebenen verbindet. Originaltext Italienisch