Sie begegnen uns in letzter Zeit öfter: frisch gestrichene, mit einer auffälligen Farbe akzentuierte Bauteile, die oft preisgünstige Umbaumassnahmen nobilitieren. Für temporäre Bauten wird das Farbenspektrum noch wilder gemixt, wie der Bericht aus London zeigt. Vielleicht, weil man dort mehr an Punk gewöhnt ist als hierzulande und die Oberflächlichkeit zu zelebrieren weiss? Ob und inwiefern die gegenwärtige Farbenfreude mit belgischen Architekturvorbildern oder mit LGBTQIA+ zu tun haben könnte, mit der rosaroten Brille oder wiedererwachter 1980er-Jahreästhetik, erläutern Expertinnen des Fachs. Sie machen aber auch bewusst, dass die Trends von heute bald von gestern sind. Und dieser Leitsatz verträgt sich schlecht mit der Idee einer zeitlosen, die Moden überdauernden Architektur. Ist das vielleicht ein Grund, weshalb viele Architektinnen und Architekten lieber die Finger von bunten Farben lassen? Wir können beruhigen: Farbe ist nicht nur Oberfläche. Aber auch. Farbe ist Assoziation, aber nicht nur. Farbe hat Wirkung, die ist aber individuell. Zu Farbe muss man stehen, sie fällt auf.
In London sind die poppigen Farben zurück. Jüngere Architekturschaffende beziehen sich in ihrem Werk auf historische Vorläufer der Arts and Crafts um William Morris oder der Postmoderne von James Stirling. Oder sie verweisen auf die Regenbogenfarben der LGBTQIA+-Gemeinschaft, die für Inklusion und Diversität steht. Wir zeigen jüngst realisierte Bauten von David Kohn architects und Pricegore mit Yinka Ilori sowie Adam Nathaniel Furman. Originaltext Englisch
Mut zur Farbe beweisen die Büros BS + EMI beim Schulhaus Chliriet in Oberglatt. Nicht nach Tektonik oder räumlichen Kriterien haben sie die Farben bestimmt, sondern nach einer Logik der Bauelemente: Konstruktion rot, Gipswände rosa, Schreinerarbeiten blau. So zeigt keine einzige Oberfläche im Haus ihre Materialfarbe. Alle Wirkung entfaltet sich aus den wenigen Millimetern Farbauftrag. Es steht die Vermutung im Raum, dass die Farbe sogar das Lernen unterstützt.
Was hat Bruno Taut mit den Wohngemeinschaften der 1980er Jahre gemeinsam? Im Gespräch nehmen zwei Spezialistinnen vom Haus der Farbe aktuelle Projekte in Augenschein und ordnen sie in die Kulturgeschichte ein. Im Interview reflektieren sie den Trend zum Akzent, der bei einigen zeitgenössischen Projekten auszumachen ist. Die zentrale Erkenntnis: Über Farben differenziert sprechen zu können, verhilft zum guten Entwurf.
Das Farbenspiel an der Tränke von Luis Barragán gilt als Klassiker der Architekturgeschichte. Nur wenige wissen jedoch, dass in Birsfelden die Barragan Foundation ihren Sitz hat. Im dortigen Archiv befinden sich auch die kanonischen Bilder des Fotografen Armando Salas Portugal, die massgeblich zur Stilisierung der Bauten des mexikanischen Architekten beigetragen haben. Ein Kenner Barragáns wirft einen neuen Blick auf dessen Werk.
Auch in diesem Jahr wird der Architekturpreis des Kantons Zürich vergeben – neu mit einem Spezialpreis für ökologisch Hervorragendes. Zudem: Der SIA ist nun Kooperationspartner bei werk.material.online.
In Sursee tauschten die politisch und planerisch für die Ortsentwicklung Verantwortlichen mit Kolleginnen aus Rheinfelden und Langenthal Erfahrungen aus. Alle drei Gemeinden sind mit dem Wakkerpreis ausgezeichnet worden. Brachte der Preis des Heimatschutzes Fluch oder Segen? Wir haben das Gespräch aufgezeichnet.
Der Europan ist aus seinem Dornröschenschlaf erwacht. Henriette Lutz stellt die Projekte auf Schweizer Boden vor und sagt, warum es sich lohnt, für einmal den gutschweizerischen Wettbewerbs-Trott zu verlassen.
Eine grosse Ausstellung zum Werk von Heinrich Tessenow lockt nach Mendrisio. Ihr Kurator Martin Boesch hat nebst Ikonen viele unbekannte Projekte versammelt. Die vielfältigen Verbindungen von Tessenows Bauten mit ihrer natürlichen Umgebung machen das Werk heute besonders aktuell. Das Museum Bellpark in Kriens zeigt das Werk von Sauter von Moos, die Tchoban-Foundation in Berlin präsentiert Boris Iofan, den Architekten Stalins.
«Jetzt: die Architektur», heisst das neue Buch, in dem Stefan Kurath darlegt, wie die Disziplin wieder an Relevanz gewinnen könnte. Die Redaktion empfiehlt zudem die neuen Bücher über Carlo Mollino und Jože Plečnik.
Aurelio Galfetti, 1936–2021 Originaltext Italienisch
Silvia Gmür, 1939–2022
Die Kavallerie zog aus, die Kunst ein. Konkret die Bühne für Tanz, Theater und Musik. Bei ihrer Sanierung der Reithalle Aarau haben Barão Hutter einen nachtschwarzen Hintergrund geschaffen, der alle Aktionen davor wie ein Theaterstück erscheinen lässt. Vorhang auf.
In der unwirtlichen Umgebung von Spassbad, Tennisplätzen und Parkfeldern vermag sich die neue Musikschule im Südtiroler Brixen gut zu behaupten. Der überzeugende Auftritt verdankt sich dem raffinierten Entwurf von Carlana Mezzalira Pentimalli. Massive Wände umgürten den Bau, der beim Näherkommen überrascht. Originaltext Italienisch