JAS Nr. 52 – Bach Mühle Fuchs, Zürich

Raum und Performance

Sie sind auch im allumspannenden Diagramm im Heft «Netzwerke der Jungen» (wbw 1/2–2020) zu finden und schlagen dort die Brücke nach Belgrad. Philippe Grossenbacher (1987), Simon Mühlebach (1985) und Daniel Fuchs (1987) haben in Serbien das Haus aus Hanf gebaut (mit Ljubica Arsić), das sie uns zusammen mit ihrer architektonischen Haltung hier vorstellen.

— Jenny Keller, 03.07.2020

Was ist Eure Herkunft?

Wir sind in der Ostschweiz aufgewachsen, lernten uns an der ETH kennen und arbeiteten während und nach dem Studium in unterschiedlichen Konstellationen zusammen.

Was ist Euch wichtig im Denken und Entwerfen?

Uns interessiert die Performance von Raum: Was vermag ein Haus über die intendierte Funktion hinaus zu leisten? Wie kann Architektur einen Mehrwert für die Öffentlichkeit sein, einen Raum neu lesbar machen, uns überraschen oder einen Beitrag für die Disziplin leisten? Diesen Fragen gehen wir unter der Voraussetzung nach, dass die Funktion besonders effizient erfüllt wird.

Performance bedeutet für uns auch Ereignis: Haus, Stadt, Freiraum und Menschen treten miteinander in Interaktion und formen einen situativen Raum. Unsere Architektur soll Teil des Schauspiels werden, das sie einerseits beeinflusst und aus dem sie andererseits selbst geformt wird.

Um diese Fragen zu erforschen, denken wir oft entlang von Kontrasten. Die Formung eines Gegenübers, als Projekt oder Gedanke, ist für uns eine Lese- und Denkhilfe. Orientierung bietet das Alltägliche, das Vorgefundene, der Mainstream, der State of the Art, die Wissenschaft, Kunst und Literatur. Unsere Sprache bleibt die Architektur. Erkenntnisse halten wir mit Zeichnungen, Modellen und Bauten fest.

Und wie zeigen sich diese Aspekte konkret in einem von Euch ausgewählten gebauten Projekt?

Das «Haus aus Hanf» steht in den Homolje-Bergen südöstlich von Belgrad. Als autonomes Objekt ist es vom Boden abgehoben und zur höchsten sichtbaren Erhebung in der Ferne ausgerichtet. Horizontale Platten bilden aussen einen Kontrast zur sanften Hügellandschaft und innen die Tribühne zur Landschaft.

Winkelförmige Hanfbetonmauern formen die Räume. Das Material hat, trotz des Namens, wenig mit Beton zu tun. Es besteht aus Hanfschäben, Kalk und Wasser, ist dämmend aber nicht tragend und wird in Kombination mit einer Holzkonstruktion verwendet. Schichtweise wird Hanfbeton eingefüllt und von Hand gestampft. Die horizontalen Zeichnungen der Arbeitsschritte – unsere physische Mitarbeit – bleiben sichtbar. 

Ein grosses Dach schützt die Wände vor der Witterung. Lineare Holzfachwerke, aus vier Meter langen Holzstäben zusammengenagelt, ermöglichen die grossen Spannweiten. Rhythmisch reihen sich die Räume hintereinander. Es entsteht eine flexible Raumstruktur, ein offener und geborgener Raum. Das Haus ist gleichzeitig Pavillon und Höhle.

Haus auf dem Hügel, Bela Reka, Serbia

Bach Mühle Fuchs, Zürich
Philippe Grossenbacher, Simon Mühlebach, Daniel Fuchs

bach-muehle-fuchs.ch

Haus auf dem Hügel, Bela Reka, Serbia

Architektur: Ljubica Arsić & Bach Mühle Fuchs; Bauleitung: Aleksandar Simonović; Koordination: Predrag Milosavljević; Statik: Vladimir Pešić; Bilder: Fassade, Aussenbild, Front: Sonja Lazukić; Kontext: Ljubica Arsić; Innen: Daniel Fuchs, Adresse: Selo Bliznak, 12316 Žagubica, Homoljske planine, Serbia; Bauherrschaft: Bela Reka Farmland; Planungsbeginn: 2016, Fertigstellung 2020

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