75 Jahre Schweizer Raumplanung

Fünf Blicke von aussen, vier Schlaglichter auf die Geschichte und sieben Impulse für die Zukunft. Einen ganzen Tag lang. Die Schweizerische Vereinigung für Landesplanung (VLP-ASPAN) feierte am 29. Juni in Solothurn ihr 75-jähriges Bestehen. 225 Teilnehmende erhoben das Glas. 75 Jahre sind 36 Jahre mehr, als es das Raumplanungsgesetz auf Bundesebene gibt und welches es ohne die VLP wohl nie so schnell gegeben hätte. Zumindest lässt das der Blick in die Archive vermuten. Die VLP lobbyiert seit je für verbindliche Raumplanungsinstrumente. Das zeigten unter anderem Melanie Wyrsch und Martina Schretzenmayr mit Filmen der Wochenschau aus mehreren Jahrzehnten. Mit Schrecken führen die filmischen Beiträge ausserdem vor Augen, wie wenig im Grundsatz erreicht wurde: «Landschaft vor Siedlung», ein Credo der Schweiz, heute wie damals. Und wurde vielleicht gerade deshalb mehr zersiedelt, als Landschaft geschützt werden konnte?

Die fünf geladenen Gäste aus den Niederlanden, Frankreich und Deutschland, Österreich und Luxemburg sehen mit Respekt auf das, was in der Schweizer Raumplanung geschieht – und auch mit Neid. Für sie ist die Schweiz eine Vorreiterin, die viel erreicht hat.

Anerkennung muss der Institution gezollt werden: Die VLP hat Geburtshilfe für die Raumplanung in der Schweiz geleistet und sie durch die Adoleszenz begleitet, sich dabei selbst immer wieder erneuert, und nun, im gediegenen Alter von 75 Jahren, soll es «mit Schwung in die Zukunft» gehen. Wohl aber im traditionellen Tempo: Der «Impuls Innenentwicklung» des Bundes, ein Geburtstagsgeschenk in der Höhe von rund 2 Millionen Franken, soll die bestehenden Kompetenzen der VLP stützen: beraten, gute Beispiele aufzeigen und weiterbilden. Keine Revolutionen mehr, aus dem Alter ist man raus.

Oder doch? Die sieben «Impulse zur hochwertigen Innenentwicklung», die durch sechs Männer der Zunft und eine Frau erarbeitet sowie vorgestellt worden sind, zeigen die neue Haltung, oder zumindest eine Haltung, die mit der Zeit geht. Gestrig ist die VLP nicht, nie gewesen. Der versprochene «Schwung in die Zukunft» wird mit dem neuen Namen «EspaceSuisse – Verband für Raumplanung», seinem designierten Präsidenten und einer neuen Webseite eingelöst. Die Zukunft heisst Verdichtung, zu sehen auf: www.densipedia.ch.

— Alexa Bodammer
«Menschen, nicht Pläne machen Räume», hiess ein Slogan der VLP-Tagung. Im Bild eine Installation im Stadtraum zum Projekt Pôle Gare, Stadtumbau mit Beteiligung der Bewohner beim Bahnhof Lausanne.
© Oliver Wavre
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