Ab in den Zuber!

Auch wenn ich als vom Sommer-Freizeitvergnügen geplagter Wipkinger das flippfloppende Geräusch von Badelatschen auf Asphalt nicht ausstehen kann: Den Badenern weiter die Limmat hinunter mag ich es gönnen. Dort füllt nämlich temporär eine kleine Aktion diejenige Leere, die der Abbruch von Otto Glaus’ Thermalbad hinterlassen hat. Bis zur Eröffnung von Mario Bottas neuem Badetempel sorgt das Bagno Popolare, ein öffentliches Thermalbad für Wellness und Öffentlichkeit – für Wohlbefinden also ganz im Sinne von Reclaim the Street, eines subversiven und doch deutlich formulierten Protests. Guerilla Bathing wird das genannt.

Eine Gruppe Badener Architekten hat nun mitten in Badens Bäderquartier einen Zuber aufgestellt, der mit dem sonst ungenutzten und umsonst sprudelnden Thermalwasser gefüllt wird. Bei 38°C lässt es sich dort formidabel auch in der kälteren Jahreszeit wellnessen, zwei Umkleidekabinen stehen für das Prozedere drumherum bereit. Im etwa zwei mal drei Meter messenden Becken – das aktuell gleich neben der Baustelle aufgebaut ist und je nach Projektfortschritt verschoben werden soll – ist auch Platz für ein Experiment: Betonklötze sind darin abgelegt, um Herauszufinden, ob das Material dem Thermalwasser trotzt.

Denn dereinst soll nach den Wünschen der Initianten ein öffentlich und frei zugängliches Bad mitten in der Stadt und unter freiem Himmel fest installiert und eine längst vergessene Tradition wieder instauriert werden: Bis 1840 gab es mitten im Bäderquartier zwei Becken, in denen das Volk kuren konnte während sich rundherum die Herrschaften aus aller Welt in gehobenem Vergnügen ergingen. Ich muss es eingestehen: Im Hinblick auf die Eröffnung von Bottas exklusiver Therme ist öffentliches Flippflopp-Geplatsche auch für mich irgendwie tschillig.

— Tibor Joanelly
© Nicolas Petit
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