Bengalischer Strom fliesst jetzt in Frankfurt

Einverstanden: Der Main ist nicht der Ganges. Aber wer vor zwei Jahren die spektakuläre Ausstellung im Schweizer Architekturmuseum Basel verpasst hat, erhält eine zweite Chance. Derzeit ist die Schau Bengal Stream, kuratiert von Niklaus Graber, im Architekturmuseum DAM in Frankfurt am Main zu Gast.

Wer beim Stichwort Bangladesh noch einzig an die Bauten von Louis Kahn in Dhaka denkt erhält mit der Schau ein Update. Eine junge Generation macht seit geraumer Zeit mit herausragender Architektur international auf sich aufmerksam. Die sozialen und klimatischen Herausforderungen in den Regionen am Gangesdelta sind atemberaubend. Das Wasser und die damit ständig sich verschiebenden Grenzen sind das alles verbindende Element. «Wasser ist Segen, aber auch Bedrohung», meint Niklaus Graber. So zeigen auch die sechzig in Frankfurt gezeigten Projekte den Spannungsbogen von temporären Schulpavillons aus Bambus, die bei Hochwasser zum Einsatz kommen, bis hin zu präzise gefügten Backsteinbauten der bekanntesten aktuell Praktizierenden Marina Tabassum oder Kashef Chouwdhury. Deren ausgeklügelte Schnittlösungen bescheren dem Eintritt des Lichts in den Raum einen grossen Auftritt, wie einst in Kahns Bauten. Wer es diesmal auch nicht an den Main schafft, der kann sich mit der Reportage von Niklaus Graber trösten, die er für werk, bauen + wohnen in Heft 11–2017 geschrieben hat.

— Roland Züger

Ausstellung:
Bengal Stream – Die Vibrierende Architekturszene von Bangladesch
Deutsches Architekturmuseum DAM
Schaumainkai 43, 60596 Frankfurt am Main
www.dam-online.de
bis 20. Oktober 2019

Das Heft:
Im Gebrauch – Wo Architektur beginnt
wbw 11 – 2017
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Die kuppel- und minarettlose Moschee Bait Ur Rouf von Marina Tabassum, dient den Quartierbewohnern auch als Mehrzweckgebäude. Sie basiert auf einer porösen, zwiebelschalenartigen räumlichen Schichtung, welche die natürliche Ventilation anregt und eine magische Tageslichtführung evoziert.
© Niklaus Graber
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