Bern braucht Übersicht

St. Gallen hat eines, Basel auch, Winterthur, Aarau, Genf, Lausanne und – ja, auch Zürich: Ein Stadtmodell, das sowohl Fachleuten wie auch Laien auf denkbar einfache Weise räumliche Wirkungen in den Quartieren und im Stadtganzen aufzeigt. Bern jedoch, immerhin fünftgrösste Stadt der Schweiz, hat nichts dergleichen. Das soll sich ändern, sagt das Architekturforum Bern und organisierte kurzerhand eine Ausstellung mit dem treffenden Titel Endlich diese Übersicht. Nicht irgendwo, sondern gleich im Bernischen Historischen Museum am Helvetiaplatz. Wichtige Anliegen brauchen eben wichtige Orte.

Doch wie zeigt das Architekturforum ein Stadtmodell, wenn es keines gibt? Indem es dort sucht und findet, wo es reichlich Modelle gibt: Bei den Behörden, die Wettbewerbe ausschreiben und bei Architekturbüros, die daran teilnehmen. So sind also im ersten Obergeschoss rund zwei Dutzend Gipsmodelle ausgestellt, die Fragmente der Stadt Bern zeigen. Einen thematischen Schwerpunkt bildet das Inselspital, denn dafür wurde schon viel geplant (und entsprechend viele Modelle gebaut) und vor allem kennt jede und jeder in Bern den Ort. Schliesslich geht es in der Ausstellung um eine konkrete politische Meinungsbildung: Braucht Bern ein «richtiges» Stadtmodell aus Holz oder Gips, oder tut es auch eines im Computer? Das «Echte» kostet natürlich mehr und benötigt erst noch einen Raum, in dem man es umrunden und gemeinsam über Stadtenwicklung diskutieren kann. Aber das sollte in Bern doch möglich sein, finden wir.

— Caspar Schärer
© Caspar Schärer
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