Der BSA mischt sich ein

Der Bund Schweizer Architekten BSA – unser Herausgeber – hat sich diese Woche gleich zweimal in die politische Diskussion eingeschaltet: In Basel Stadt hat sich die Ortsgruppe in einer Stellungnahme für den Neubau des Amts für Umwelt und Energie ausgesprochen, und in Zürich gelangte die Ortsgruppe mit einem Offenen Brief an den Kantonalen Baudirektor Markus Kägi.
In Basel geht es darum, im Hinblick auf die kommende Abstimmung vom 5. Juni mit der Stimme des Fachverbands einem musterhaften öffentlichen Bauprojekt den Rücken zu stärken; die Einmischung des BSA ist aber auch Ausdruck einer wachsenden Überzeugung unter Architekturschaffenden, dass wichtige Projekte für die Stadt bei Abstimmungen nicht mehr einfach durchgewinkt werden können. Der Zeitpunkt für eine Positionierung im öffentlichen Diskurs ist gut, denn Stadtplanung ist in Basel in aller Munde, gerade wegen der grossen und kontroversen Veränderungen im Stadtbild.
In Zürich sind ähnliche Veränderungen an empfindlicher Stelle noch nicht sichtbar, doch mit der Neuordnung des Hochschulgebiets zeichnen sich Eingriffe in die Stadtsilhouette ab, wie sie seit der Verwirklichung der Stadtkrone mit den markanten Hochschulbauten seit plus minus 100 Jahren nicht mehr erfolgt sind. An dieser Stelle haben wir ausführlich berichtet, und Winterthurs Stadtbaumeister Michael Hauser hat hier auch Stellung bezogen. Der offene Brief der BSA-Ortsgruppe Zürich an Baudirektor Kägi fordert nun eine Gesamtschau, um die verschiedenen Interessen in diesem Gebiet in eine gemeinsame Vision einzubinden.
Man mag einwenden, dass im Fall von Zürich der Mist schon längst geführt sei – doch ohne politische Debatte bleibt Planung nur toter Plan. Politik kommt nie zu einem Ende und ist nie definitiv. Es geht in ihr immer wieder von neuem darum, Mehrheiten zu schaffen und Konsens zu finden – manchmal auch unter der Infragestellung einer weit gediehenen Lösung. In diesem Sinn ist die neue politische Rührigkeit des BSA ein mutiger Anfang für ein Selbstverständnis, das über das Anprangern von Hässlichkeit hinausgeht.

— Tibor Joanelly
© Amt für Umwelt und Energie, Basel
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