Elemér Zalotay, 1932–2020

Vielleicht sitzt er jetzt auf einem Ausleger seines DNA-Spiral-Wolkenkratzers und spannt Gedanken-Drähte. Elemér Zalotay, Architekt, Ingenieur, unangepasster Träumer und Erfinder, hat sich im Alter von 88 Jahren endgültig von der Schwerkraft verabschiedet.

Seit den Vorbereitungen zu unserem Nonkonform-Heft (wbw 7/8–2016) und einem kurzen Beitrag zwei Jahre später im Heft Im Klimawandel (wbw 7/8–2018) beehrte uns der zwischen Bern und Biel lebende Zalotay regelmässig mit brieflichen Updates zu seinem Lebensprojekt. Mit einer Öko-Selbstbau-Wohnmaschine für 20'000 Menschen wollte er auf einen Schlag hin sämtliche Probleme des Städtebaus und des Wohnens lösen, so zumal die etwas aus der Zeit gefallene Hoffnung. Befeuert von seiner Utopie schwang sich Zalotay zu immer gewagteren Konstruktionen auf, zuletzt mit einem Entwurf, der selbst Frank Lloyd Wrights The Illinois One Mile Skyscraper um mehr als das Doppelte überragt hätte: «theoretische Höhe = 4000m».

Zalotays letzter Brief erreichte die Redaktion im Juli 2020, kurz bevor ihn der hier Schreibende im Altersheim noch besuchen konnte. Der Architekt zeichnete noch immer, war guter Dinge, und freute sich über die Nachricht einer geplanten monografischen Ausstellung im nächsten Jahr – und über eine anstehende Buchproduktion. Der Besuch fiel in jene seltsame Zeit im Sommer, in der die Sorgen um das Coronavirus aufgehoben oder zumal aufgeschoben schienen. Nun hat die heftige zweite Corona-Welle verhindert, dass der schweizerisch-ungarische Architekt das zunehmende Interesse an seinem Werk noch erleben kann.

— Tibor Joanelly

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Kompakt und bündig vorgestellt in der werk-notiz: Der Nonkonformist Elemér Zalotay

Prototyp-Leichtbausystem
Bild: Bálint Nagy
© Bálint Nagy
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Einblicke in das Werk von Elemér Zalotay