Hochhäuser im Film

Die Szene ist hinlänglich bekannt: Der Protagonist hängt in der Luft, unter ihm die Strassenschlucht; er hält sich krampfhaft an der Hand seines Widersachers, sein Blick ist vom Schreck verzerrt; dann lässt der andere los und er stürzt in die Tiefe. Wieder einmal hat das Hochhaus seinen Tribut eingefordert – zumindest im Kino. Was wäre der Film ohne die immer wieder aufs Neue erregende und in die Höhe strebende Struktur des Hochhauses und des Wolkenkratzers? Unzählige Beispiele bestärken die Vermutung, dass beide fast füreinander gemacht scheinen. Oft ist das Hochhaus bedrohlich, manchmal aber auch Symbol einer Modernität, meistens steht es in Manhattan, aber manchmal auch in der Schweizer Agglomeration oder in der Pariser Banlieue, bewohnt wird es von Schurken, Wahnsinnigen, Melancholischen oder ganz gewöhnlichen Leuten.
Das Kino Cameo am Lagerplatz in Winterthur hat eine beeindruckend vielfältige Filmreihe mit «Hochhausfilmen» zusammengestellt, die noch bis Ende März zu sehen ist. Klassiker wie der Actionfilm Die Hard (1988) dürfen dabei natürlich nicht fehlen, ebensowenig die verstörende Dystopie High-Rise aus dem vorletzten Jahr. Für Menschen mit geringerer Aufmerksamkeitsspanne eignet sich das abwechslungsreiche Kurzfilmprogramm, in dem unter anderem der Dokumentarfilm Torre David von Daniel Schwartz und Markus Kneer über den mittlerweile (in der Architekturszene) berühmtesten Rohbau der Welt in Caracas läuft.
Dass das Hochhaus unter Architektinnen und Architekten nach wie vor zu Reden gibt, zeigt die angeregte Diskussion in unserem Heft. Nachdem die werk-Redaktoren Daniel Kurz und Caspar Schärer die Debatte in Heft 11–2016 mit einem ersten Artikel lancierten (Wozu Hochhäuser?), folgten weitere Beiträge in rascher Kadenz: Carl Fingerhuth mit Die Transformation der Stadt betreuen in Heft 12–2016, Gian-Marco Jenatsch mit Hochhäuser in Herden in Heft 1/2–2017 und zuletzt im aktuellen Heft 3–2017 Christian Blum mit Hochhäuser einbinden.

— Caspar Schärer
© zVG
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