Holz und Stein in Riehen

Grossaufmarsch gestern in Riehen: Endlich wurde das Geheimnis um den Erweiterungsbau der Fondation Beyeler gelüftet, den Peter Zumthor realisieren wird – und die Medien kamen in Scharen. Schon vor Monaten war der internationale Studienauftrag abgeschlossen, doch über das Verfahren und auch das Siegerprojekt drang ausser dem Namen des Siegers wenig an die Öffentlichkeit. Inzwischen ist die baurechtliche Machbarkeit hinreichend geklärt, und so lud die Fondation Beyeler zur Präsentation ihres Bauvorhabens.
Dieses wird nicht auf dem bestehenden Areal des Berower-Parks, sondern am Rand des südlich angrenzenden Iselin-Weber-Parks gebaut, den die Fondation erwerben konnte. Im Gegensatz zum Museumsbau von Renzo Piano plant Peter Zumthor kein Einzelvolumen, sondern eine Gebäudegruppe, die sich dem Massstab des Parks und der dörflichen Umgebung sensibel anpasst: Der dreigeschossige Ausstellungsbau, ein Pavillon für Veranstaltungen und ein kleineres Dienstgebäude bilden gegenüber dem Berowerhaus im bestehenden Gelände eine Platzsituation und schmiegen sich gleichzeitig in den Raum des neuerworbenen Parks mit seinen zweihundertjährigen Bäumen.
Die Idee dazu war nicht Zumthors erster Gedanke. Seine erste Entwurfsidee ging vielmehr, wie er im Gespräch preisgibt, in die Richtung eines einzigen Gebäudes – das sich aber nach Auffassung der Bauherrschaft baurechtlich kaum hätte realisieren lassen. Es war seine Tochter, schmunzelt Zumthor, die ihn dazu brachte, das Konzept zu ändern: Seine Projekte, so ihr Argument, seien durch Widerstände immer nur besser geworden. Mit der Aufteilung des Volumens hat er tatsächlich den Wettbewerb gewonnen. Seine Tochter ist dafür zum Ehrenmitglieder der Stiftung ernannt worden.
Im Zentrum des Projekts steht das Haus der Kunst, der neue Ausstellungsbau, der mit seinen drei Flügeln in den Park ausgreift und einzelne der ehrwürdigen Bäume unmittelbar berührt. Der Weg der Besucherinnen und Besucher wird von Saal zu Saal diesen Flügeln folgen und in Schlaufen in die Höhe führen. Wenige, aber grossformatige Fenster bieten dabei wechselnde  Ausblicke in den Park und in die südbadische Landschaft. Das seitliche Tageslicht wird die massgebliche Lichtquelle sein, denn Zumthor plant einen massiven, monolithischen Bau ohne abgehängte Decken. Sichtbar geschichteter Stampfbeton in der Farbe von Jurakalk wird innen wie aussen die Wände bilden: «Man soll das Haus anfassen können, ohne dass es hohl tönt», sagt Zumthor dazu.
Ebenso wichtig wie die zusätzlichen Ausstellungsräume – sie vergrössern die kuratierbare Fläche um die Hälfte – sind neue Möglichkeiten der Kommunikation, Räume für Veranstaltungen, Begegnungen und für den informellen Aufenthalt: «Das Museum des 21. Jahrhunderts», sagt Beyeler-Direktor Sam Keller, «ist nicht nur ein Raum für Objekte, sondern für Menschen – ein sozialer Raum.» Ein polygonaler Pavillon in Form einer Muschel aus Holz dient diesem Bedürfnis. Sein leicht gewölbtes Dach überspannt einen in Stufen abgesenkten Raum. Die verglaste Fassade zum Park soll tagsüber offenstehen und zur freien Benützung einladen.
Von den erwarteten Projektkosten von 90 Millionen Franken ist nur knapp die Hälfte für den Bau selbst vorgesehen, der Rest dient dem Landerwerb und der Deckung der Betriebskosten für die ersten Jahre. Erst wenn die Finanzierung des gesamten Betrags gesichert ist, soll mit dem Bau begonnen werden. Die Fondation hofft, dass es 2019 so weit sein wird.

— Daniel Kurz
© Courtesy Atelier Peter Zumthor & Partner
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