James Bond-Feeling

Letzte Woche gings an dieser Stelle um Wohnträume in Stahl, die Architektinnen und Architekten bald wieder geniessen könnten – Otto Kolb (1921–1996) hat in Stahl geträumt. Das Material war sein Liebstes, ging es um die Möbelentwicklung oder um den Hausbau. Ein beredtes Zeugnis davon ist an diesem Wochenende zu besichtigen, sein eigenes Haus in Wermatswil bei Uster, das er 1982 fertig gestellt hat. Seine Frau, Jane Kolb – die die Rundvilla heute alleine bewohnt – öffnet diesen Samstag, 2. Juli die Türen. Mitglieder des Freien Chors Zürich werden den Bau akustisch bespielen. Ermöglicht hat das Rahel Hartmann Schweizer, die 2013 die Monografie von Kolb veröffentlich hat. Für die Hausbesichtigung um 15 Uhr ist eine Anmeldung erforderlich: hartmannschweizer@bluewin.ch.
Von ihr kuratiert ist derzeit im Foyer des Stadthauses Uster auch eine Ausstellung zum Werk von Kolb zu sehen (noch bis zum 15. Juli, nur Mo.– Fr. offen). Sie soll dazu beitragen, dass Kolbs Werk einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wird.
Otto Kolb ist als 27-Jähriger in die USA ausgewandert. Erst 1960, mit einer reichen Erfahrung im Gepäck, kehrt der Architekt und Designer in die Schweiz zurück. Kolb interessiert sich früh für die Ökologie. So entwickelt er Solarkollektoren, die er auf dem Dach seiner Rundvilla installiert. Zudem baut er konsequent auf Recycling-Baustoffen, nutzt den Energieeintrag durch den Reflecting-Pool und weiss die Vorzüge eines Wasserlaufs im Haus zur Kühlung zu schätzen. Kurzum, das zylinderförmige Glashaus im Zürcher Oberland gilt als sein Opus Magnum und geniesst seit 2012 den Denkmalstatus als Schutzobjekt von regionaler Bedeutung.
Auch in räumlicher Hinsicht ist die Villa Kolb ein atemberaubendes Experiment, eine gänzlich unkonventionelle Wohnwelt. Zweigeschossige Lufträume eröffnen immer wieder grosszügige Ausblicke durchs Haus und in den Garten. Die Proportionen entstammen musikalischen Verhältnissen. Im Dach eingehängte Wohngalerien zonieren das Haus, ohne diese Luftigkeit preis zu geben. Dreh- und Angelpunkt ist die Spindeltreppe, eine Erfindung Kolbs, die er auch patentieren liess. Sie spannt das Haus wie eine Jurte auf. Unter diesem luftigen Zelt sind zahlreiche Kunstwerke sowie eigens entworfene Möbel versammelt, die dem Erfindungsreichtum von Otto Kolb entsprungen sind. Wer Ausstellung und Besuch verpassen sollte: im nächsten Jahr wandert die Schau vom Stadthaus Uster ins Architekturforum Zürich.

— Roland Züger
© Caspar Schärer
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