Kein Bundesgeld mehr für S AM!

Vor etwas mehr als einem Jahr erst hat Andreas Ruby die Leitung des Schweizerischen Architekturmuseums S AM in Basel übernommen – mit grossem Erfolg bisher: Die Ausstellungen Schweizweit, Forum Basel und aktuell: In Land Aus Land hatten auf Anhieb ein grosses Echo; die erste bot einmalige Einblicke in die Fragen und Ambitionen, welche die jüngere Generation in allen Landesteilen beschäftigen, die aktuellste fragt nach den weltweiten Bezügen von Schweizer Architektur und Schweizer Architektinnen.
Andreas Ruby und sein Team haben deutlich gemacht, dass sie gewillt und in der Lage sind, aus dem S AM eine Institution von gesamtschweizerischer Ausstrahlung zu machen und den Diskurs mit allen massgeblichen Kreisen zu führen – mehr noch, die zerklüftete Architekturlandschaft der Schweiz überhaupt sichtbar zu machen und ihre einzelnen Strömungen miteinander in Kontakt zu bringen. Das allein schon ist mehr, als man von einem Museum erwarten darf. Innovative Ausstellungsformate, Veranstaltungsreihen im Haus und in der ganzen Schweiz haben die Bekanntheit des Hauses massiv gesteigert. Trotzdem hat das Bundesamt für Kultur dem S AM seine Beiträge gestrichen – 300'000 Franken (drei volle Stellen) fehlen nach einer Übergangsfrist ab 2019 im Budget: ein Einschnitt in vitaler Grössenordnung.
Der Entscheid der Kulturbürokratie befremdet umso mehr, als auch in Zukunft das meiste Geld in Mainstream-Institutionen wie das Verkehrshaus der Schweiz, das Technorama oder den Ballenberg fliessen wird, die kaum gesellschaftsrelevante Fragen stellen. Zu den Gewinnern des neuen Verteilschlüssels gehören zudem nach föderalistischen Kriterien ausgewählte Häuser wie das LAC Lugano, das Musée de l’Elysée in Lausanne und das Aargauer Kunsthaus in Aarau.
Fazit: Architektur und die Diskussion darüber gehört scheinbar nicht zu den kulturellen Themen, die der Bund in Zukunft fördern will. So wenig übrigens wie Fotografie oder Design, aber im Gegensatz zu Archäologie und ähnlichem. Andreas Ruby schreibt dazu: «Dass ausgerechnet das einzige Architekturmuseum der Schweiz, das seine allgemein geschätzte Arbeit seit mehr als drei Jahrzehnten in privater Trägerschaft leistet, für eine öffentliche Kulturförderung des Bundes als verzichtbar betrachtet wird, trifft über das Museum hinaus die gesamte Baukultur in der Schweiz.»
Dem ist nichts hinzuzufügen – ausser dem Aufruf an alle Architektur-Interessierten, das S AM durch aktives Interesse zu fördern und ihm in Massen als Gönner-Mitglied beizutreten!   

— Daniel Kurz

Aktuelle Ausstellung
In Land Aus Land. Swiss Architects Abroad
bis 12. November 2017
Rahmenprogramm

Hochschulgebiet Zürich, Übersicht der Gestaltungsplan-Perimeter.
© Tom Bisig
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