Unspektakulär und zweckbestimmt

Auszeichnung für gute Landwirtschaftsbauten

Der «grosse Stallreport» steht in werk, bauen + wohnen noch aus. Denn sein Stoff muss erst erarbeitet werden: Unspektakulär und zweckbestimmt sind heute die Landwirtschaftsbauten. Alle, die gerne zu Fuss unterwegs sind, wissen: Laufställe, Mastanlagen und Mehrzweckbauten prägen den ländlichen Raum heute in derselben Weise, wie einst malerische Heuschober und Bauernhöfe. Oder, angesichts des grösseren Massstabs: wie einst die Grand Hotels.

Auch wenn die Baugattung der Landwirtschaftsbauten selten ein Tummelplatz für Architekturschaffende ist – und sich da kaum Meriten holen lassen –, so finden sich in unserer werk-material-Datenbank immerhin zehn Objekte; und wenn Bauherren und Architektinnen ihre Aufgaben wie etwa bei der Bündner Landwirtschaftsschule Plantahof ernst nehmen, so kann in der Landschaft auch der industrielle Massstab überzeugen.

Die Stiftung LV Münster, die sich der Förderung wissenschaftlicher Arbeiten zum ländlichen Raum verschrieben hat, lobt zum dritten Mal einen «Landbaukultur-Preis» aus. Mit ihm sollen vorbildliche Bauten prämiert werden. Mit Eingabefrist 31. August sind landwirtschaftliche Ensembles, Gebäude, Gebäudeteile und Aussenanlagen gesucht, die mit architektonischem Anspruch neu errichtet oder umgebaut wurden.

Wir sind gespannt, wo zwischen politischen und technischen Rahmenbedingungen die architektonischen Möglichkeiten liegen. Auch wenn der landwirtschaftlich genutzte Raum von heute nicht mehr den Idealen von Jeremias Gotthelf oder Carl August Liner entspricht, so ist er doch eine Kulturlandschaft. Damit diese auch als solche erkannt werden kann, braucht es eben auch den Bericht über beredte Projekte.

— Tibor Joanelly
© Ralph Feiner
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