Das weite Feld der Landschaft

Auch wer am 1. Schweizer Landschaftskongress in Luzern war, hat das allermeiste davon verpasst: Mit 14 halbtägigen Exkursionen, 4 Haupt- und weit über 100 parallel stattfindenden Nebenreferaten sowie einer abschliessenden Podiumsdiskussion bot der Event am 23./24. August ein überaus reichhaltiges Programm. Dabei mag manchem Besucher die Landschaft in der Messe Luzern als allzu weites Feld erschienen sein. Aber Sinn und Zweck der Veranstaltung war auch in erster Linie der Austausch zwischen möglichst vielen Akteuren. Gegen 400 Landschaftsarchitektinnen und Architekten, Ökonomen und Ökologinnen, Vertreter diverser Behörden und privater Organisationen vom BAFU bis zum Freilichtmuseum Ballenberg kamen zum Kongress, den das Forum Landschaft mit 14 weiteren Trägerorganisationen ins Leben gerufen hat.

Haften bleiben unter anderem die von der Landschaftsökologin Ulrike Tappeiner eindrücklich vermittelte Erkenntnis, dass sich die Landschaft im Alpenraum durch Nutzungsveränderung und Klimaerwärmung in einem tiefgreifenden Wandel befindet. Und die Feststellung, dass es weder an Forschungsgrundlagen mangelt, noch an guten Rezepten, wie mit den dynamischen Entwicklungen von Siedlungsraum und Landschaft umzugehen wäre, aber an der Verankerung in der Praxis. Dies zeigt sich etwa vor den Toren der Messe, wo das Entwicklungskonzept Luzern Süd von Ernst Niklaus Fausch Architekten die rasante Transformation im Grenzgebiet von Luzern, Kriens und Horw so lenken soll, dass entlang landschaftlicher Leitlinien attraktive Stadträume entstehen. Mangels Rechtsverbindlichkeit hängt der Erfolg dieses Plans aber von unablässiger Überzeugungsarbeit des Teams um Ursina Fausch respektive dem Kooperationswillen von bauwilligen Investoren und Behördenvertretern ab. Diese Problematik sowie die grosse Nachfrage belegen den Bedarf nach einem 2. Schweizer Landschaftskongress. Wann, wo und mit welchem Konzept dieser stattfinden wird, ist aber noch offen.

— Benjamin Muschg
Blick über die urbane Landschaft in Luzerns Süden mit den Grossbaustellen Mattenhof und Schweighof.
Bild: Hannes Henz
© Hannes Henz
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