Letzte Bewilligungsrunde für Botta in Baden

Mit dem Thermalbadprojekt in Baden von Mario Botta geht es vorwärts. Diese Woche endete die öffentliche Auflage für den letzten privaten Teil des Vorhabens. Durch die Umwandlung des Gevierts um das ehemalige Hotel Verenahof in eine Rehaklinik wird deutlich, in welche Richtung die Fahrt gehen soll. Das Thermalbad wird betrieblich eng an die Klinik angebunden, das Ganze wird durch den Bau und Verkauf von Eigentumswohnungen querfinanziert.

Das Projekt war stets umstritten; von den Badenern wurde es als ein vielversprechender Neu-Anfang für das Bäderquartier gelobt, unter kritischen Architekten und Einwohnern jedoch sieht man in dem Prestigeprojekt eher eine belastende Hypothek: Mehr Verkehr wird sie bringen, der wirtschaftliche Erfolg ist ungewiss.

Gegenüber dem bis zur Schliessung 2012 familiär-beschaulichen Bad von Otto Glaus präsentiert sich das neue Projekt wie aus einer anderen Sphäre. Städtebaulich und im Plan ist die Anlage am Limmatknie ein Grosskomplex, der mehr mit den Industrie- und Dienstleistungsbauten auf dem Plateau zwischen Altstadt und Martinsberg gemein hat, als mit der heterogenen und kleinteiligen Bebauung unten am Fluss. Von Kritikern bemängelt wurde darum vor allem die fehlende Anpassung, und es kamen Vergleiche auf mit Bottas überdimensioniertem Casinokomplex in Campione d’Italia. Diesbezüglich wurde das Projekt seit dem Wettbewerb verbessert.

Im neuen Stadtmodell von Baden wirkt der Komplex auf Augenhöhe angemessen, fast anbiedernd. Seine «Kapellen» für die Badbereiche können als reizvolle Umschrift des hinter dem Bad liegenden Ensembles historischer Hotelbauten gelesen werden. Zwischen diesem und dem Badneubau wird auch ein städtischer Platz entstehen mit öffentlichen Nutzungen.

Darüberhinaus zeigt das Projekt aber auch beträchtliche Schwächen: Die Kapellen und Aussenbadbereiche liegen über einem grossen Parkhaus, das eine räumliche Verknüpfung von Stadt- und Flussraum verhindert; die neue Promenade wird auf Spazierganghöhe von einer schweigenden Front bestimmt. Und im ehemaligen Hotel Verenahof soll der historisch und architektonisch wertvolle Speisesaal in Einzelzimmer abgeteilt werden. Bei mindestens diesen beiden Punkten hätte Botta, der sich seit Jahrzehnten für Ort und Geschichte stark macht, diese auch von der Bauherrschaft einfordern müssen.

— Tibor Joanelly
© Tibor Joanelly
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