Line-up in Lausanne

Wer etwas Zeit hat und sich für die Architekturlehre der nächsten 20 Jahre interessiert, dem sei eine Reise nach Lausanne empfohlen. Denn an der EPFL ist ein bemerkenswertes Symposium geplant. Bemerkenswert aus mehreren Gründen: weil es kein Thema hat (On constructing a view ist nicht wirklich eines), weil es diejenigen europäischen Architekturschaffenden versammelt, deren Werke aktuell und diskursbestimmend sind und weil zufälligerweise zwei Professuren neu bestellt werden sollen.

Das Schaulaufen findet vom 6. bis zum 8. Februar statt. Unter den Paradepferden der jüngeren europäischen Architektur finden sich etliche Namen, die auch in werk, bauen + wohnen publiziert wurden, eine Ausnahme bilden die Rotterdamer Job Floris von Monadnock und André Kempe & Oliver Till sowie der Belgier Adrien Verschuere von Baukunst. (Und mit diesem Namedropping sind unsere Versäumnisse nachgeholt.)

Alle Vortragenden waren genötigt, eine Art Abstract oder These abzuliefern, und man darf gespannt sein, wie sich das Gewimmel an wohlklingenden Wörtern vor der präsentierten Architektur ausnimmt. Wobei man eigentlich ja weiss, was einen erwartet. Viel interessanter aber wird es sein, die Veranstaltung mit dem umgedrehten Fernglas zu betrachten (leider ist kein Videostreaming geplant), sich Gedanken über die Bedeutung der Architektur in der Welt zu machen und sich über die Vielfalt europäischer Architektur zu freuen. Und nochmals interessanter wird es sein, zu sehen, wie diese Vielfalt und Selbstbezogenheit in eine konsistente Lehre und Forschung umgemünzt wird, sollte jemand aus dem Line-Up des Symposiums berufen werden. Diese nicht ganz einfache Aufgabe würde dem neu zu wählenden Dean der Schule obliegen.

— Tibor Joanelly
© Alain Herzog
Anzeige