Die Natur als Parameter der Architekturgeschichte

Die Aktualität rund um diese Ausstellung ist kaum erträglich: Ein Virus, das bevorzugt in beheizten Räumen von Mensch zu Mensch springt, ein globales Klima, das zu kippen droht. Der in Paris lebende Schweizer Philippe Rahm stellt seine Forschung über die Wechselwirkungen von Körper, Klima und Raum mitten in eine Gemengelage und Debatte, die das Stoffliche der Architektur immer mehr zu verdrängen scheint.

Doch Rahms Ausstellung zeigt auch, dass das scheinbar Immaterielle unser Verhältnis zur Natur und wie wir leben unmittelbar formt. Mit Rahms Lesart lässt sich Architektur als ein Phänomen beschreiben, das prioritär und immer anders nach Antworten auf veränderliche Parameter wie Temperatur, Feuchtigkeit, Licht, Radioaktivität und Keimzahl sucht. Alles zusammen erzeugt dabei nicht nur materielle, sondern auch soziale Felder: am Herd werden Geschichten erzählt, unter der Sonne dem Konsum gefrönt, und unter Bäumen entstand nicht zuletzt der öffentliche Raum. Da die Pandemie sowohl Frankreich auch als die Schweiz wieder voll im Griff hat, zeigen wir die Ausstellungsbilder der Schau online.

— Tibor Joanelly

Dazu passt unser Heft Mehr als Natur, in dem wir die Beziehung zwischen Lebewesen, Material und Raum untersucht haben.

Ausstellung
Histoire naturelle de l’architecture

bis 28. Februar 2021

Pavillon de l’Arsenal
21, Boulevard du Morland, 75004 Paris
Di–So 11–19Uhr

https://www.pavillon-arsenal.com

© Salem Mostefaoui
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Histoire naturelle de l’architecture