Verwundete Städte

Wenn die Erde unter unseren Füssen bebt, gerät alles ins Wanken, nicht nur die Gebäude. Wir kennen die Bilder von eingestürzten Häusern aus den Nachrichten, und doch können wir uns das Mass an Zerstörung nicht vorstellen. Dabei war uns die Katastrophe erst kürzlich ganz nah, als im Frühling 2009 die Region um L’Aquila in den Abruzzen von einem Erdbeben schwer getroffen wurde. Für kurze Zeit war L’Aquila in den Medien, dann zog der Tross weiter, zum nächsten Ereignis. Zurück blieben verwundete Städte, Dörfer und Menschen, die neben ihrem Haus auch ihr soziales Netz verloren hatten. Einige Jahre später sind die Wiener Filmemacher Sue-Alice Okukubo und Eduard Zorzenoni in das ehemalige Katastrophengebiet gefahren und haben die Auswirkungen des Erdbebens untersucht. Ihr Dokumentarfilm Wounded Brick nimmt das Ereignis zum Anlass für eine umfassende Recherche über Stadtentwicklung, das existenzielle Recht auf Wohnen und den Verlust an Sicherheit. Anfangs November wird der Film im Rahmen einer Tournee in sechs Schweizer Städten gezeigt. Der Schweizerische Ingenieur- und Architektenverein sia hat das Patronat für die Reihe übernommen und in jedem Kino eine Podiumsdiskussion mit lokalen Planerinnen und Planern organisiert. Die Daten der Tournee finden Sie hier.

— Caspar Schärer
© mediart01 films
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