Von der neuen Schule – Ausstellung in Berlin

Mit ihrem bahnbrechenden Bildungscampus Sonnwendviertel in Wien (wbw 1/2–2015) haben PPAG Architekten (Anna Popelka und Georg Poduschka) vor wenigen Jahren in der Schulbauarchitektur den Kompass neu gerichtet. Sie gliederten die grosse Schule in flexibel organisierte, überschaubare Cluster, die sich zu einer fraktal anmutenden Struktur vereinen: «Broccoli», nannten wir das damals in der Redaktion. Der Bau hat viel dazu beigetragen, dass die von Pädagogen favorisierte Cluster-Typologie seither in Österreich und vielen Teilen Deutschlands einen eigentlichen Siegeszug angetreten hat. Mit traditionellen Korridor/Klassenzimmer-Schulen sind dort keine Wettbewerbe mehr zu gewinnen.

Das gilt für Berlin ebenso wie für München, wo das «Münchner Lernhaus», ein Clustertypus für Ganztagesschulen, inzwischen zum Standard erklärt wurde. Berlin steht heute, wie zuvor Wien und München, aufgrund seines Bevölkerungswachstums vor einem enormen Nachholbedarf im Bau neuer Schulen. Nicht weniger als 5.5 Milliarden Euro sollen im Rahmen der Berliner Schulbauoffensive bis 2026 in die Schaffung und Sanierung von Schulraum investiert werden: eine einmalige Chance, aktuellen pädagogischen Anforderungen zum Durchbruch zu verhelfen.

Was das bedeuten kann, zeigt bis zum 15. Dezember die Ausstellung Von der neuen Schule in der Architekturgalerie Berlin. PPAG Architekten präsentieren Anregungen und Erkenntnisse zum «Raum als drittem Pädagogen». Im Massstab 1:1 haben sie eine «Schule über Schulen» aufgebaut, in der sie anhand eigener aktueller Projekte aktuelle Fragen aufwerfen. Im Galeriegespräch am 6. Dezember diskutieren sie mit Susanne Hofmann (Die Baupiloten) und Christian Kühn (Kühn Malvezzi). Zu unserem soeben erschienenen Heft wbw 11–2018 «Lernlandschaften – Neue Typologien für die Schule» ist diese Ausstellung die ideale, dreidimensionale Ergänzung und Weiterführung.

— Daniel Kurz
© Yasmin Schuller
Anzeige