Wozu Hochhäuser?

Die Schweiz tut sich seit jeher schwer mit dem Hochhaus. Liegt es an der kleinteiligen Landschaft oder am berühmten Kleingeist der Schweizerinnen und Schweizer, die allzu Herausragendem grundsätzlich skeptisch gegenüberstehen? Trotz aller Vorbehalte sieht es im Moment allerdings aus, als ob das Hochhaus wieder einmal etwas höher im Kurs ist. Bevor die Kurve wieder absinkt, lanciert werk, bauen + wohnen die Debatte neu – und wärmt dabei nicht olle Kamellen auf, sondern diskutiert das städtische Hochhaus nach heutigen ökonomischen, sozialen, städtebaulichen und architektonischen Kriterien.
In der Tat wird über Hochhäuser mehr als über jede andere Bauform gestritten. Daher rühren Entwickler, Planer und Investoren meist schon im Vorfeld der Planung kräftig die Werbetrommel, versprechen Einmaligkeit. Zur Rechtfertigung des Besonderen begleitet ein Argumentationsüberschuss die Projektentwicklung. Und doch: so sehr anders und so viel «besser gestaltet» sind die unter Kostendruck erbauten Türme in der Regel nicht, dass wir an dieser Stelle etwas über jedes einzelne als ein Ereignis berichten müssten.
Den Anfang machen in Heft 11–2016 Holzkonstruktionen Daniel Kurz und Caspar Schärer von der Redaktion von werk, bauen + wohnen. Sie plädieren für eine wachsame Gelassenheit: Der Status des Hochhauses als Sonderling ist ein alter Hut. Die Regeln, die es einhegen, fördern unsinnige Projekte. Wir sollten einen souveränen Umgang mit einer Bauform finden und den Mehrwert, der die Höhe dem Investor bringt, für Verbesserungen in der «Stadt auf Augenhöhe» einsetzen. In den kommenden Ausgaben folgen weitere Beiträge zur Debatte, unter anderem vom ehemaligen Basler Kantonsbaumeister Carl Fingerhuth. Kritik, Anregungen oder gar ganze Essays sind jederzeit willkommen, entweder an unsere Postadresse oder an redaktion@wbw.ch.

— Caspar Schärer
© zVg
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