Roland Züger
Eines war von Anfang an klar: Bedingung für die junge Bauherrschaft war ein Generationenhaus mit den Grosseltern für das Zusammenleben in der Grossfamilie. Für die Baumaterialien und die Energieversorgung galten hohe ökologische Anforderungen. Beides konnte auf einer Restparzelle in einem Einfamilienhausquartier am östlichen Stadtrand von Jona, direkt am gleichnamigen Fluss im Quartier Stampf, realisiert werden. Die Jungen wohnen oben unter dem Dach, die Alten zogen aus ihrem zu gross gewordenen Hüsli in die Parterrewohnungen am Garten. Die kompakte Treppenanlage im Kern des Hauses ermöglicht die unabhängige Erschliessung jeder Etage und damit die flexible Nutzung in Zukunft.
Kaum öffnet sich die Eingangstür, nimmt der Geruch von Arvenholz die Besuchenden in Empfang. Auch das war ein Wunsch der Bauherrschaft: das Gefühl des Ankommens im eigenen Heim zu zelebrieren. Es ist nicht das erste Haus aus Holz, das Philipp Schaefle und Hendrik Steinigeweg vom Studio Noun errichten. Schon mit ihrem Erstling, einem Holzhaus im Toggenburg (JAS Nr. 62, Februar 2021), machte das Zürcher Studio auf sich aufmerksam. Auch das Generationenhaus in Jona ist mit einem Ostschweizer Vollholzsystem konstruiert: Die Wände sind naturbelassen, 50 Zentimeter dick und kommen ohne Leim und Nägel aus.
Selbst der Treppenkern ist komplett in Holz errichtet. Darauf liegen aussen Lehmbauplatten sowie Heizschlangen im Lehmputz. Anfängliche Überlegungen, den Kern aus Stampflehm zu konstruieren, scheiterten beim Abwägen zwischen Kosten und Aufwand. Die Wärme stammt aus Solarthermie-Elementen vom Dach. Das Konzept aus der Vorarlberger Energiewerkstatt von Gebhard Keckeis hatte die Familie überzeugt. Nach seinen Berechnungen waren zum Heizen rund 32 Quadratmeter nötig, strikt nach Süden ausgerichtet, mit idealer Neigung von 70 Grad. Das verleiht dem Haus nun seine prägnante Dachform mit schräg verlaufendem First. Auf den restlichen Dachflächen liegen Photovoltaikpaneele. Überschüssige Energie wird in Massivbauteilen gespeichert, dazu ist der konventionell betonierte Keller nützlich. Hier sind dafür die Trennwände in zementfreien Lehmsteinen vermauert, die die Feuchte regulieren.
Eine Luft-Wärmepumpe unterstützt in trüben Zeiten, in denen die Sonne nicht scheint. Im Sommer halten tiefe Fensterleibungen, ein auskragendes Vordach oder die in der Fassade versteckten Schiebeläden die Hitze fern. Dabei helfen auch ein kleiner Waldgarten im Süden sowie Rankpflanzen an den Balkonstützen – und verbinden das Haus gleichzeitig mit dem Garten.
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