Sie finden Zukunftsfähiges im Lokalen. Deshalb arbeiten Jean-Jacques Auf der Maur (1986) und Sandro Camenzind (1985) gerne an alten Bauten. In Luzern führen sie ihr Büro. Das Gros ihrer wichtigen Bauten befindet sich aber im ländlichen Raum in der Zentralschweiz. Denkmalgeschützte Bauten, überhaupt die historische Baukultur, sind für ihre Arbeiten die zentrale Inspirationsquelle. Sie leiten den Entwurf und dessen Themen.
Wir stammen aus der Zentralschweiz und kennen uns seit dem Gymnasium. Während des Studiums an der ETH Zürich tauschten wir uns oft über Architektur und die Welt aus. Dies behielten wir auch bei, als wir in unterschiedlichen Büros in Zürich unsere Sporen abverdienten. Dabei waren Themen wie Erhalt und Weiterbauen, das Abwägen von Umbau oder Neubau oft Gegenstand angeregter Diskussionen. Die gemachten Erfahrungen und die daraus gewonnenen Erkenntnisse bringen wir nun seit 2021 in unser gemeinsames Büro ein.
Im Unterschied zu den übrigen Künsten ist Architektur für uns meist ortsgebunden und hat einen alltäglichen Zweck zu erfüllen. Daher beginnen wir den Entwurfsprozess stets mit einer eingehenden Analyse der lokalen Rahmenbedingungen und den Bedürfnissen der Bauherrschaft.
Unser Ziel ist es zukunftsfähige Lösungen zu finden, die sich aus der lokalen Baukultur ableiten und gleichzeitig neue Technologien unaufgeregt integrieren können. Dabei verstehen wir eine bewusst gestaltete Ästhetik und das Mitdenken von Stil und Material als wichtigen Bestandteil der Entwurfsaufgabe. Diese Faktoren, zusammen mit handwerklichen Details und einem hohen praktischen Nutzen, machen ein Gebäude auf Dauer erhaltens- und lebenswert.
In Wangen im Kanton Schwyz durften wir einem 200 Jahre alten Strickbau neues Leben einhauchen. Zusammen mit dem Architekten Toni Schnellmann konnten wir an diesem Objekt unsere Vorgehensweise im denkmalpflegerischen Kontext weiterentwickeln. Das in grossen Teilen erhaltene aber baufällige Haus restaurierten wir in enger Absprache mit der Denkmalpflege und bauten es zu einem zeitgemässen Einfamilienhaus um. Dabei sollte der Charakter und die äussere Erscheinung des Hauses erhalten bleiben.
Die Antwort darauf, wie man dem Haus gerecht wird und gleichzeitig die Ansprüche der Bauherrschaft erfüllen kann, fanden wir in der historischen Bauweise und entwickelten in der Folge alle Massnahmen aus deren Logik heraus. Im Haupthaus konnten wir durch das Auflösen einer einzigen Wand und mit Hilfe der alten Bautechnik eine neue Erschliessung bis ins Dachgeschoss stricken. Die neue Raumfigur interpretiert die ursprüngliche Rauchküche neu und macht die Kochstelle zum Dreh- und Angelpunkt des Hauses.
Als Erweiterung zum historischen Raumprogramm war es möglich, den maroden Anbau in gleicher Form und Ausdruck zu ersetzen. Durch die Lamellen der Fassade wird der Lichteinfall sinnlich erfahrbar. Durch den neu gewonnen Raum gewann der Grundriss an Grosszügigkeit und Flexibilität. Obwohl fast die gesamte historische Substanz des Hauses erhalten blieb, gelang es, überraschend Neues zu schaffen.
JJAdM Architektur, Luzern
Standort: Hengstackerstrasse 100, 8855 Wangen
Bauherrschaft: Privat
Architektur: JJAdM Architektur, Luzern
Baumanagement: Toni Schnellmann, Galgenen
Holzbau: Arpagaus Holzbau, Galgenen
Chronologie: Planungsbeginn 2021, Bauzeit Sommer 2022 – Frühling 2024
Bilder: Karin Gauch und Fabien Schwartz