Lena Unger (1986) hat an der ETH Zürich studiert und Jan Meier (1980) an der Bauhaus-Universität in Weimar. Jede noch so kleine Aufgabe sehen die beiden als Herausforderung, aus der sie einen Mehrwert schaffen möchten. Dies gilt umso mehr, weil in ihrer Region – ihr Büro befindet sich in Leipzig – «so vieles unbedacht gebaut wird». Mit dem Stöckli in Selzach haben Meier Unger die Möglichkeiten des Holzbaus für sich ausgelotet. Die massiven Holzwände kommen ohne Dämmung aus.
Wir beide kommen sowohl bezüglich Herkunft, Ausbildung als auch auf Berufs- und Lehrerfahrungen aus unterschiedlichen, teils widersprüchlichen Kontexten. Dadurch muss jeder seine Standpunkte neu hinterfragen, seine Prägungen mit dem anderen im Diskurs verteidigen, über Bord werfen oder wieder liebgewinnen.
Wir sehen jede noch so kleine Aufgabe als Herausforderung und als Auftrag, einen Mehrwert zu schaffen. Bisher hatten wir bei unseren Projekten intensiven Kontakt zu den Bauherrschaften. Wir versuchen ihre Lebenswelten zu verstehen und eine Geschichte in Form von Architektur dafür zu schreiben. Gleichzeitig verfolgen wir auch ganz klar unsere eigenen inneren Interessen und Sehnsüchte. Das können Materialien, Bauweisen, Lebensformen oder Bilder von Referenzen sein. Dabei ist die Suche nicht stringent oder nach einer Logik aufgebaut.
Oft versuchen wir eine Gestaltung zu generieren, die keiner konstruktiven Abhängigkeit unterliegt. Gleichzeitig haben wir den Eindruck über die Detailierung einen Reichtum und eine Tiefe schaffen zu können. Bisher hatten wir für unsere Projekte relativ viel Zeit und haben die Grenzen des Machbaren für uns und die Handwerker ausgelotet. Vielleicht, da in unserer Region so vieles unbedacht gebaut wird, fühlen wir uns aufgefordert, aufzuzeigen, was gestaltet und genutzt werden kann, um dadurch eine Beständigkeit zu erlangen.
Es ging darum, den Ettershof um ein Stöckli zu erweitern. Das Haus nimmt Bezug zur veränderten Lebenssituation der Eltern, die in ihrem Ruhestand nicht mehr Teil des Wirtschaftshofes sein müssen, aber noch Teil der Gemeinschaft sein wollen.
Das Haus selber wurde als Holzbau realisiert, wobei wir herausfinden wollten, wie mit dem Baustoff Holz umzugehen sei. Die Wände konnten wir schlussendlich als massive 44 Zentimeter dicke Holzwände ohne Dämmung, Folien oder Klebern realisieren. Die Decke hingegen besteht aus einer Vielzahl von Holzbalken, die über die Dichte und maschinelle Veredelung zu einem textilen Deckenfries avanciert.
Durch die lange Ausführungsdauer und das engagierte Mitbauen des Bauherrn haben wir vieles ausprobieren und detaillieren können. Sichtbar wird das unter anderem an gespachtelten Bodenfriesen, Marmormosaiken, gestreiften Fräsungen und bemalten Schränken.
Etterhof 10, 2545 Selzach; Bauherrschaft privat; Direktauftrag 2015–2019; Fotos: Philip Heckhausen