Ihre Projekte sind auf der ganzen Welt verteilt: in Irak, Deutschland, England und Mexiko. Ihre Arbeitserfahrungen sammelten sie im japanischen Büro SANAA und in der Schweiz bei Herzog & de Meuron. Ihr Architekturbüro namens Zeller & Moye gründeten sie 2013 in Mexiko-Stadt. Christoph Zeller und Ingrid Moye haben sich im persönlichen wie auch im beruflichen Rahmen viel mit der kulturellen Identität und der globalen Vernetzung beschäftigt. In einem Gespräch mit «Learning from Mexico» erklärt das deutsch-mexikanische Architektenduo wie sie das Gleichgewicht von «lokal» und «global» in ihren Projekten suchen und weshalb sie sich für den Standort Mexiko-Stadt entschieden.
Am weitesten entfernt vom Bürostandort befindet sich das Projekt in Irak. Es ist ein Direktauftrag für eine Gedenkstätte anlässlich des Völkermords an den Kurden in Kurdistan. Inmitten der Wüste entsteht eine kreisförmige Galerie aus ortstypischen Steinmauern, an denen Fotografien der Überlebenden ausgestellt sind. Die riesige Leere im Innern des Kreises wird langsam zu einer grünen Oase wachsen und für die Angehörigen der Opfer zu einem Ort zum Trauern und sich versammeln werden.
Das erst kürzlich fertiggestellte Wohnhaus Koeris in Berlin wurde ebenfalls aus Baumaterialien aus der direkten Umgebung geplant: Das kleine Holzhaus, das über dem Boden zu schweben scheint, wickelt sich um den vorhandenen Baumbestand ab, so dass kleine Innenhöfe und Sichtbeziehungen entstehen. Ein weiteres Projekt, das Zeller & Moye im Gespräch erwähnen, ist das Logistikterminal für die Firma Mexamerik. Direkt an einer Mexikanischen Autobahn gelegen, sei das Gebäude als eine Art «Nicht-Gebäude» entworfen, so Moye. Innerhalb der sehr offen gestalteten, weissen Stahlstruktur sind ganz unterschiedliche Arbeitsbereiche zu finden, von geschlossenen Räumen bis hin zu wettergeschützten Aussenbereichen.
So unterschiedlich die Projekte des Duos in Bezug auf ihre Nutzung, Grösse und klimatische Umgebung auch sein mögen, eines haben sie gemeinsam: das Potenzial der Verschmelzung von Innen- und Aussenraum wird immer ausgereizt. Die Suche nach der Verbindung von Architektur und Natur, so Zeller & Moye, sei eine der wichtigsten Lernerfahrungen von Mexiko, die sie nun weltweit anzuwenden versuchen.
Mexiko-Stadt erschien dem Duo als offenes Feld für architektonische und räumliche Experimente, sodass sie sich entschieden, hier den Hauptsitz des Architekturbüros zu eröffnen. Sie setzten sich zum Ziel, so viel wie möglich bis ins Detail zu entwerfen, was sich in Mexiko deutlich einfacher realisieren lässt als ins Europa: Ein mit einem Handwerker entwickeltes Produkt ist oft günstiger als die Verwendung eines zertifizierten Produktes. Zeller bezeichnet die Arbeit mit Materialien in Mexiko als «direkt», «fast schon poetisch» und wie in Europa vor 200 Jahren. Im Gegensatz dazu verbringen deutsche und Schweizer Architekten zu viel ihrer Zeit damit, normierte Produkte aus einem Katalog zu definieren, meint Zeller.
Neben dem Ausbleiben umfassender Normierungen in Mexiko erlaubt auch die Mentalität der Kunden mehr Raum für Experimente. Individuelle und experimentelle Lösungen werden von der Bauherrschaft zumeist als Vorteil gesehen; Es wird nicht nach einem Null-Risiko-Projekt gesucht. Zugleich erwartet sie ein ausserordentlich gutes persönliches Verhältnis sowie mehr Flexibilität während des Projektverlaufes. Die sozialen Kompetenzen des Architekten seien hier auch für die Akquisition wichtiger als ein beeindruckendes Portfolio, so die Architekten.
Laure Nashed vom Portal learningfrommexico.com hat Christoph Zeller und Ingrid Moye in Mexiko-Stadt interviewt. Das Architekten-Duo wurde 2018 im Artikel «Bar jeder Konkurrenz» erwähnt, das die Autorin dazu bewog nach Mexiko zu ziehen.