Experimentelle Planung

«Planung» und «Experiment»: Die beiden Konzepte passen auf den ersten Blick nicht zueinander. Auch nicht auf den zweiten. Und doch fordern die laufenden und sich aufbauenden Krisen – Klima, Biodiversität, etc. – ein beherztes Vorgehen, mit dem die auf die Langfristigkeit und Rechtssicherheit angelegten Prozeduren der Planung nicht mehr mitkommen. Während rundherum die Regulierung des Planens und Bauens zum Teil groteske Züge annimmt, veranstaltete der Bund Schweizer Architektinnen und Architekten BSA 2022 eine Tagung zum Thema «Experimentelle Planung». Die lebendige und inspirierende Veranstaltung führte zu einer Publikation, die in diesen Tagen erscheint. Das Heft reiht sich ein in die Serie von Tagungspublikationen, die seit 2019 erschienen sind und die sich alle im weiteren Sinn um die «Instrumente der Baukultur» drehen.

Im Zentrum der aktuellen Publikation steht ein ausführliches Gespräch mit zwei ausgewiesenen Fachleuten des Planungs- und Baurechts: Patrick Bonzanigo ist sowohl Raumplaner wie auch Rechtsanwalt; er arbeitet zu Themen an den Schnittstellen zwischen Planung, Städtebau, Kulturerbe und Recht. Oliver Streiff ist Architekt und Jurist und leitet die Fachstelle Städtebau- und Umweltrecht an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW. Sie spüren mit Gedankenexperimenten den Möglichkeitsräumen im Recht und in der Planung nach, auf der Suche und pendeln dabei gekonnt zwischen Visionen und Realismus. Anhand von vier Fallbeispielen aus dem In- und Ausland kann der Prozess und die Wirkung verschiedener Experimente nachvollzogen werden. Die Illustrationen in Form von Graphic Novels stammen aus der Werkstatt des Büros Berrel Gschwind aus Basel, das den BSA schon bei einigen Publikationen begleitet hat.

Die Publikation zeigt, dass die Zeit reif ist für neue Methoden und Prozesse. Sie können die Kreativität anregen, gerade weil sie freier und offener formuliert sind. Die beste Antwort auf grosse Krisen ist Experimentierfreude.