Kalifornischer Apfelring

Vor jedem Release eines neuen Apple-Produkts kursieren auf dem Internet Gerüchte über dessen Aussehen und Technik. Mit Sir Norman Fosters Gebäude für den neuen Apple-Campus 2 in Cupertino verhält es sich dabei nicht anders. Seit Beginn der Bauarbeiten findet man Videos, die die Baustelle aus der Drohnen-Perspektive zeigen; fliegend wird da der Baufortschritt «gehackt» – ob mit oder ohne Billigung von Apple bleibt dahingestellt.

Der beste Apple-Campus, den es je gab kann also von der Fachwelt in einer Art Beta-(Vorab-)Version begutachtet werden, und da wollen wir nicht anstehen. Im knapp 500 Meter durchmessenden Ring soll dereinst vordergründig nachhaltig Raum für 20'000 Arbeitsplätze entstehen. Die Videos geben Aufschluss über einige von Apple/Foster bisher nicht kommunizierte Features des «teuersten Bürogebäudes der Welt»: Das Innere des Kreises ist nur über eine tiefgelegte Rampe zugänglich; es gibt also ein Inneres und ein Äusseres, denn der Apfelring ist mit etwa zwei Geschossen in den Boden eingesenkt. Das obere der beiden wird wohl natürlich belichtet werden. Mit seiner Typologie (Mittelflur, betonierter, aussteifender Ring, Decken in Mischbauweise) erscheint das Mothership HQ als die geeignete Form, um Erdbebenlasten abzufangen.

Trotz oder gerade wegen dem Drohnen-Hack präsentiert sich der werdende Campus von Apple raunend wie die Ankündigung eines neuen, typischen Apple-Produkts: sicher, geklärt und auratisch. Ein Hinweis darauf, dass er gewissermassen wie ein iPhone als autonomes Device gedacht ist, bietet peripher ein langgestrecktes, dreigeschossiges Gebäude, das wohl die externe Speichereinheit für 14'200 Parkplätze sein wird. «Say hello, Wagenburg!»

— Tibor Joanelly
© Michael Light
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