Die Form folgt (nicht nur) der Drehscheibe

Wie kleine Guggenheim-Museen (das in New York) stehen die Vasen in einem der vielen Holzregale. Daneben scheinen bunte Tier-Skulpturen zum Leben zu erwachen. Wie in einem Atelier stehen unzählige Entwürfe und Versuche neben Prototypen und Einzelstücken. In kurzen Videointerviews berichten ehemalige Töpferinnen und Töpfer von ihrer Tätigkeit im Unternehmen und der Zusammenarbeit mit Margrit Linck. Zudem gibt eine Filminstallation atmosphärische Einblicke in das heutige Atelier von Linck Keramik in Worblaufen bei Bern. Entwurfsskizzen zeigen die Genese der Keramiken, die wie Architektur von der zweiten in die dritte Dimension transferiert werden.

Die Ausstellung Margrit Linck, Pionierin der Keramik, beleuchtet das Schaffen des Ausnahmetalents aus Bern, deren Entwürfe noch heute hergestellt und durch zeitgenössische Designs ergänzt werden. Vasen, Schalen, Kerzenständer oder Füsse von Leuchten: Margrit Linck entwarf vielseitige Kollektionen und mehrere hundert Formen in geometrischer Klarheit. Die vor allem aus zylindrischen, konischen und runden Segmenten bestehenden Objekte wurden schnell als schlichte, moderne Schweizer Keramiken anerkannt und erlangten über die Landesgrenzen hinweg grosse Beliebtheit. Um die Form dezidiert ins Zentrum zu rücken, konzentrierte sich Margrit Linck bei diesen zeitlosen Entwürfen vor allem auf die weisse Farbe.

Margrit Linck eröffnete 1935 als erste Frau in der Schweiz eine Töpferei in der Nähe von Bern und führte einen erfolgreichen handwerklichen Betrieb. Frauen waren in der Zeit nicht mit schmutzigen Händen an der Drehscheibe beschäftigt, sondern kümmerten sich um die feine Dekoration. Margrit Linck brach mit dieser Tradition. Zu Beginn orientierte sie sich noch an traditionellen Vorbildern und Techniken, und weil die Drehscheibe formal viel vorgibt, sind Keramiken axialsymmetrisch. Doch Margrit Linck entwickelte einen eigenständigen Zugang und widmete ihr Leben gleichermassen der Gebrauchskeramik und der funktionsbefreiten Auseinandersetzung mit Ton. Weshalb sollte ein Krug nicht auch eine Skulptur sein?

— Jenny Keller

bis 14. April
Margrit Linck, Pionierin der Keramik
Museum für Gestaltung Toni-Areal
Pfingstweidstrasse 96
8005 Zürich

Öffnungszeiten
Dienstag–Sonntag 10–17 Uhr
Donnerstag 10–20 Uhr

Margrit Linck, Beim Bemalen, Um 1950. Bild: Paul Senn
© Margrit Linck, Beim Bemalen, Um 1950. Bild: Paul Senn
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