Mutig und richtig

Zum 23. Mal zeichnet das Bundesamt für Kultur (BAK) mit dem Schweizer Grand Prix Kunst/Prix Meret Oppenheim Schweizer Kulturschaffende aus. 2023 sind das der Kunsthistoriker und Vermittler Stanislaus von Moos, das Kollektiv Parity Group und der Künstler Uriel Orlow. Die Arbeit der beiden erstgenannten Preisträgerinnen und Preisträger, die auch im Architekturdiskurs eine wichtige Stimme haben, zeichnet sich durch eine inklusive Haltung, einen interdisziplinären Ansatz und den Dialog mit unterschiedlichen Akteurinnen und Akteuren aus.

Bisher weniger bekannt ist vielleicht die Parity Group. Sie entstand als Graswurzel-Initiative an der ETH Zürich im Departement D-Arch. Das Kollektiv, das sich in ständigem Wandel befindet, setzt sich für die Gleichstellung der Geschlechter und die Vielfalt in der Architektur ein. Dadurch ist die Parity Group ein Vorbild für Diversity in der Ausbildung aller Zweige der Berufsgattung.

Rollenbilder sind im Fluss, was einst galt, wird hinterfragt. Welche Rolle die Architektur in unserer Gesellschaft zu spielen hat, wird derzeit breit verhandelt – beispielsweise in den seit 2016 veranstalteten Parity Talks, einem Symposium, das der Diversität und Gendergleichheit gewidmet ist und das jedes Jahr am 8. März, dem Internationalen Frauentag, stattfindet.

Bereits seit sechzig Jahren ist der Vermittler, Autor und Kritiker Stanislaus von Moos tätig, und seine Arbeit ist so aktuell wie ehedem. Er versteht Architekturvermittlung als multidisziplinäre Aufgabe, was die gleichbleibende Aktualität seiner Arbeit zu begründen mag: «Man muss ab und zu auch einen oder zwei Schritte zur Seite tun, um die Dinge von ausserhalb der Kultur in Augenschein zu nehmen, in der man selber funktioniert.», wird von Moos vom BAK zitiert. In Heft 9–2022 «Gemeinsam bauen» rezensierte Daniel Kurz erst letzten Herbst dessen neustes Werk «Erste Hilfe. Architekturdiskurs nach 1940. Eine Schweizer Spurensuche». Unserer Zeitschrift ist von Moos auch insofern verbunden, als dass er 1977 die Publikation werk archithese in den darauffolgenden drei Jahren gemeinsam mit Diego Peverelli leitete.

— Jenny Keller

Publikation und Preisverleihung

Das Bundesamt für Kultur veröffentlicht die Publikation «Schweizer Grand Prix Kunst/Prix Meret Oppenheim 2023» mit Portraits und Interviews der Preisträgerinnen und Preisträger. Die Interviews führten: Irina Davidovici mit Stanislaus von Moos, Andrea Thal und Giovanni Carmine mit Uriel Orlow und Vera Sacchetti mit der Parity Group.

Die Publikation wird mit dem Kunstbulletin Juli/August 2023 herausgegeben und kann auch kostenfrei unter swissart@bak.admin.ch bestellt werden. Die Preisverleihung findet am 12. Juni in der Messe Basel (Halle 1.1) statt.

© Parity Group
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