Wakkerpreis für Stadtbenehmen

Irgendwann trifft es einen. Dieses Jahr bin ich dran: Meine Heimatgemeinde Rheinfelden erhält den Wakker-Preis des Schweizer Heimatschutzes. Ich bin etwas überrascht, kenne ich doch die Fricktaler Kleinstadt mit 13 000 Einwohnern trotz meines Wegzugs nach Zürich immer noch recht gut. Auch die Medienmitteilung kann mir nicht weiterhelfen; sie verbleibt in Allgemeinplätzen wie «klare städtebauliche Ziele für wichtige Entwicklungsgebiete» oder «übergeordnete Planungsinstrumente». Keines der Ziele, Instrumente oder Gebiete wird genannt. Es bedarf einiger Anrufe, bis ich verstehe, was uns der Heimatschutz mit dieser Preisverleihung sagen will.

Ich fasse zusammen: Für ein Gemeinwesen dieser Grössenordnung beschäftigen sich die Rheinfelder Behörden erstaunlich ausgiebig mit Themen wie Stadtgestaltung. Es gibt sogar einen entsprechenden Beirat, dem der Architekt Ruggero Tropeano, die Architektin Barbara Burren und der Landschaftsarchitekt Rainer Zulauf angehören – alle aus Zürich, und dies in der Region Basel! In der 2004 revidierten Bau- und Nutzungsordnung werden für 16 mit Gestaltungsplanpflicht belegte Areale aussergewöhnlich präzise formulierte qualitative «Zielvorgaben» festgelegt, so etwa zur Bebauungsstruktur, zur Verknüpfung mit Nachbargebieten und selbst zu Fassaden.

Paradebeispiel für die gelungene Umsetzung solcher Vorgaben ist die aufgewertete Schifflände am Rhein, die dank einer neuen Autobahnbrücke im Westen der Stadt seit 2006 abklassiert wurde. Die Strasse wurde komplett umgestaltet und die Verkehrsberuhigung führte zu einer starken Bautätigkeit, die aber mit den neuen Vorschriften in geregelten Bahnen gehalten werden konnte. Kurzum: Rheinfelden benimmt sich wie eine Stadt, was die Planung (und Ausführung!) betrifft. Das ist in der Tat eines Preises würdig und freut mich auch ganz persönlich. 

— Caspar Schärer
© James Batten/Schweizer Heimatschutz
Anzeige