We stroll across endless areas of carpeting, past groups of sofas and pockets of noise. Visitors of different ages and origins are sitting all around the foyers of the National Theatre in London. Nobody appears to be waiting for a performance, everyone seems busy. The National Theatre is an open place for all; its sweeping terraces make a demonstrative invitation. Today this gesture, monumental and symbolic but at the same time entirely permeable, functions better than ever before. The completion of Denys Lasdun’s opus magnum in 1976 marked the end of an epoch, a short time later the English Conservatives began to dismantle the welfare state. Through the recently completed remodelling by architects Haworth Tompkins this building has, so to speak, found itself again. For us this provided reason enough to rediscover the work of Denys Lasdun. Unfortunately, not all of his buildings have been so well renovated. Originally a social housing block, Keeling House is today a privatised gated community. The money needed to maintain the (state-run) Hallfield School is simply lacking. Important works such as Fitzwilliam College in Cambridge have not even been declared listed buildings. In his day Lasdun was present also in Switzerland, but was known largely as an architect of university buildings. However, his work reveals a far wider range of design themes, which continue and develop the vocabulary of modernism. During our research work we made a number of typological finds, which are worth discovering, especially for a younger generation. The condition of his buildings today is shown in recent photos taken by London-based photographer Ioana Marinescu. For us she took a new look at Lasdun’s principal buildings.
Schon zur Zeit seiner Erstellung wurde das National Theatre in London mit scharfer Kritik bedacht – ein Jahrzehnt später hielt Prinz Charles das Hauptwerk Denys Lasduns gar für eine «schlaue Methode, um in der Innenstadt ein Atomkraftwerk zu bauen». Die jüngst erfolgte Renovierung durch die Architekten Haworth Tompkins offenbart nun die seit jeher schlummernden Qualitäten: Die grosszügigen Foyers sind neu mit dem Uferbereich an der Themse räumlich verknüpft und ohne Einschränkung öffentlich zugänglich.
Inmitten der stürmischen Zeiten des postmodernen Relativismus hat Denys Lasdun ein Buch mit dem Titel Architecture in the Age of Scepticism veröffentlicht. Darin sind rund ein Dutzend Stimmen versammelt, vereint in ihrer Haltung als Praktiker und beschäftigt mit der materiellen und sozialen Dimension der Architektur. Einen solchen generationenübergreifenden Dialog hatte Irina Davidovici im Sinn und hat wiederum ein Dutzend Architekten aus der Londoner Praxis von heute nach dem Stellenwert von Lasduns Werk befragt: Die Wertschätzung ist gross, das Wohlgefallen hat freilich den Charakter einer Neuentdeckung.
Von der Postmoderne verfemt, wird Denys Lasduns Werk heute wieder entdeckt und gewürdigt. Er war ein Architekt, der wenig über seine Arbeit sprach oder schrieb, aber umso genauer zuhörte, um auch die unausgesprochenen Wünsche seiner Auftraggeber zu erfüllen. Dabei entstanden Bauten von grosser expressiver Kraft; ihre Präzision bis in die konstruktiven Details beeindruckt im heutigen Umfeld umso mehr. Ein Bericht aus der Werkstatt.
Der Cluster ist ein Lieblingsthema des Brutalismus. Vom amerikanischen Theoretiker Kevin Lynch übernahm der britische Kritiker Reyner Banham den Begriff – und Denys Lasdun setzte ihn zum ersten Mal architektonisch um: Das Keeling House im armen Londoner Stadtteil Bethnal Green gilt als ein Versuch, Arbeiter-Reihenhäuser in die Vertikale zu stapeln. Dabei legte Lasdun Wert auf die organische Gliederung der sozialen Räume und unterzog damit den Funktionalismus einer Aktualisierung und Revision.
Lasduns Suche nach formaler Eigenständigkeit führte ihn bereits als jungen Architekten weg von den damals aktuellen Positionen und kann als Kommentar zum herrschenden Funktionalismus verstanden werden. Auf dem Höhepunkt seines Schaffens vollzog Denys Lasdun eine Wende von einer geologisch anmutenden Architektur hin zu einem gefälligeren Stil in Stahl und Glas. Dieser liest sich wie ein persönlicher Kommentar zur aufkommenden Postmoderne in den 1980er Jahren.
Die eigens für diese Ausgabe gemachten Fotos von Ioana Marinescu setzen sechs ausgewählte Bauten von Lasdun ins Bild. Um jedoch die Erfahrung der Recherchereise erlebbar zu machen bieten sich die zahlreichen Links an, die im Netz zu finden sind:
Zu einem legendären Vortrag an der AA in London
aus dem Jahr 1989 oder seinem Radiointerview für BBC nach Eröffnung des National Theatres in London
Oder im Gespräch von Jill Lever mit Denys Lasdun im hohen Alter im Jahr 1996
Auch Filme von Lasduns Bauten von sind im Netz zu finden:
Zum Royal College of Physicians, London von Rachel Dowle, 2014
über die Modell vom Royal National Theatre, London
über das Keeling House, London aus dem Baujahr 1958
Und über einen nachbarlichen Schwatz in luftiger Höhe im Keeling House, kommentiert von Lasdun
Vorstellung von Denys Lasdun bei seiner Ernennung als Architekt der neuen Universität von East Anglia (UEA), Norwich 1963
Eine Vorstellung der UEA im Film über britische Universitäten des Belgischen Fernsehens 1974
sowie zum Fitzwilliam College der University von Cambridge.
und der Vortrag des Lasdun-Spezialisten Barnabas Calder über das College in Cambridge, gehalten am Symposium zum 50. Jubiläum im Jahr 2013.
Ausgestattet mit Heft, Poster und Links lassen sich Sir Denys Lasduns Bauten nun bereisen.
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